Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004
Der Gedanke, nicht schon wieder eine Fassung von WILD ROVERS (1971), der Musik zum gefloppten Spätwestern von Blake Edwards mit William Holden, Ryan O’Neal und Karl Malden, kam schon auf als FSM die CD ankündigte. Dann wiederum: Sollte man sich nicht ob des legendären «Bronco Bustin’» wegen auf eine mögliche Neuversion freuen? Also schon wieder ein Mehrkauf? Ja, das damalige Zögern meinerseits verzögerte nur die abschliessende Freude, denn die Mischung Goldsmith und Western ist einfach zu lecker und die Hoffnung auf eine gelungene Präsentation nährte schliesslich das Verlangen.
Es ist zu lange her, dass ich mich filmbezüglich zur Musik äussern könnte, zweifellos erhalten blieb aber stets der Eindruck einer mässigen Sequenzierung beim Originalalbum. Das hat Film Score Monthly nun gut in den Griff bekommen und setzt gleich noch einen obendrauf mit der Präsentation der originalen Filmeinspielung, denn das alte Album war wie so oft in diesen Zeiten lediglich eine Neueinspielung.
Was mir noch nicht bewusst war, aber das motiviert und gut geschriebene Booklet verriet: Dem präsenten Hauptthema liegt ein alter Cowboysong mit Titel «Goodbye, Old Paint» zugrunde. Das soll nicht abschrecken, Goldsmith weiss sehr wohl mit fremdem Material umzugehen und es sich zu eigen zu machen, wie in jüngerer Vergangenheit das Thema zu THE RIVER WILD (1994) veranschaulichte. Eben, Goldsmith verwendet dieses Thema fast durchgängig in den verschiedensten Variationen und mit unterschiedlichen Orchestrationen. Mal zurückhaltend, delikat dahinfliessend, dann wiederum hoffnungslos oder mächtig erscheinend. Das Zuhören macht unheimlich Spass und das von Blake Edwards gewünschte und unter uns Fans gerne gehörte «Copland’esque»-Gefühl schimmert in Tracks wie dem erwähnten «Bronco Bustin’» (in zwei Variationen vertreten) und «Wild Horses» durch.
Worin liegt aber der Unterschied der beiden Einspielungen, Film- und Neuinterpretation? Nun, die auf dem Album beginnende Filmeinspielung ist rauer, rudimentärer und irgendwie knackiger. Dagegen profitiert die damalige für das alte Album fabrizierte Einspielung von einem recht klaren Ton und einer vordergründigen, schönen Orchesterpräsenz. Es ist wie so vieles im Leben Geschmackssache, wem welche Version besser gefällt und jeder soll dies für sich entscheiden – ich ziehe die Filmeinspielung vor.
Ein Bravo an die Produzenten dieser CD und ohnehin ein sicherer Wert für alle, die die Musik in keiner Form besitzen.
Zusätzliches zu WILD ROVERS gibt es in «A Week with Jerry Teil 2» zu lesen.
Phil | 2004
WILD ROVERS
Jerry Goldsmith
Film Score Monthly FSM
79:14 | 28 Tracks