Review aus The Film Music Journal No. 17/18, 1999
Dieser weniger bekannte Film aus dem Jahr 1997 mit Jonathan Taylor Thomas, bekannt aus der Sitcom HOME IMPROVEMENT, handelt von drei jugendlichen Brüdern, die sich in den Sommerferien einen Traum erfüllen und Iosziehen, um in der Wildnis eine Tierdokumentation zu drehen und nach einer sagenhaften Bärenhöhle zu suchen. Unbemerkt von ihnen selbst machen sie dabei die ersten Schritte ins Erwachsenleben. Ein Familienfilm mit großartigen Landschaftsaufnahmen und einer unterhaltsamen und spannenden Story.
Joel McNeely versah diesen Film mit einer orchestralen Musik, die viele schöne Americana-Motive bietet. Es gibt aber auch ausgezeichnete Streicherpassagen, mal hektisch treibend, mal verträumt romantisch. Den gesamten Score durchzieht ein prächtiges Thema, welches von Bläsern und Streichern getragen wird. Es taucht immer wieder auf, mal bedächtig, ein anderes Mal so voller Kraft, dass man förmlich mitgerissen wird. In «Hunting Alligators» versteht es der Komponist in vorzüglicher Weise Spannung aufzubauen, ohne den Hörer einfach nur zuzudröhnen, wie das häufig bei Actionfilmen der Fall ist.
Auch sonst gelingt es McNeely brillante Stimmungen und Bilder des Filmes akustisch umzusetzen. Aber auch ohne den Film zu kennen, bietet der Score pures Hörvergnügen. Das wird besonders bei «Marshall Flies the Skybolt» deutlich. Dieser Track gehört für mich zum Besten, das ich je auf einem Filmmusik Silberling gehört habe. Begonnen wird ganz verhalten mit Streichern und Bläsern. Nach kurzer Zeit schwingt sich das Ganze auf. Mit einem treibenden Drumrhythmus, Chorstimmen und Blechbäserattacken gipfelt es im schon erwähnten Hauptthema, welches wiederum von einem Chor gekrönt wird, um nach einer kurzen Pause in voller Pracht zu erklingen. Da hilft nur eins – den Titel noch einmal von vorn hören, denn für ein so fantastisches Stück Musik sind ein Durchgang siebeneinhalb Minuten einfach zu kurz.
Ich bin recht erstaunt darüber, dass einem eigentlich kleinen Film so eine großartige und aufwendige Musik zum Teil wurde. McNeely muß mit einem sehr großen Orchester gearbeitet haben, und er weiß damit etwas anzufangen. Für mich ist WILD AMERICA seine bislang wohl beste Arbeit und ich werde ein Auge (bzw. ein Ohr) darauf haben, was Joel McNeelys Zukunft bringt.
Ronald | 1999
WILD AMERICA
Joel McNeely
Prometheus
44:49 | 14 Tracks