White Fang

White Fang ist eine Jack London Erzählung, die von einem jungen Abenteurer erzählt, der zu Goldfieberzeiten in Alaska sein Glück sucht und einen Wolfshund rettet, der bei einem dieser grausamen Hundekämpfe schwer verletzt wurde. Zwischen den beiden entsteht eine dicke Freundschaft. Der Film wurde von den Disney Studios produziert, Regie Randal Kleiser (mit dem Basil Poledouris schon bei The Blue Lagoon zusammen arbeitete) und mit Ethan Hawke und Klaus-Maria Brandauer besetzt.

Nicht allzu oft geschieht es, dass auf ein und dem selben Album zwei Scores zweier Komponisten zum gleichen Film zu hören. Und immer wieder ist es interessant, inwiefern die Erwartungen der Produzenten oder des Studios an die Musik sich während der Produktion veränderten. Interessant ist auch, dass das was schlussendlich im Film zu hören war aus Teilen beider Scores zusammengesetzt wurde, aber Zimmer keinen screen credit erhielt. Mehr Poledouris wo es um die Hauptthemen ging, mehr Zimmer (und Walker und Trench) wo Action angesagt war – insgesamt ein recht kunterbuntes Gemisch.

Die Poledouris CD beginnt mit dem majestätischen Hauptthema („Main Title & Opening Credits“), dessen erster Teil mich immer an Contis The Right Stuff erinnert. Dieses prächtige Stück verwendet Poledouris zurecht desöfteren in seinem Score. Dazu gesellt sich ein zweites Thema, das Jack’s Vater gewidmet ist („The Cabin“ oder die ersten Sekunden von „Main Title“). Eine weitere Melodie hält Poledouris für Jack und seinen Wolfshund White Fang bereit: „The Bonding“, der zuerst mystisch-elektronisch beginnt ehe er in das orchestrale Thema übergeht. Es ist folgend in den Tracks „Just Friends“ und in einer schönen Americana Version in „Gold Test“ zu hören.

Im Gegensatz zum Zimmer Score lebt die Poledouris› Teil von lyrisch-instrumentalen Momenten, mit Ausnahme eines Tracks wie „Wolf Dance“, mit dem der Komponist wohl den ersten Unkenrufen aus der Produktionsetage gerecht werden wollte. Dieser Track lässt stylistisch Wind vorausahnen, der 2 Jahre später folgen sollte. Gleich darauf folgt die orchestrale Idee des gleichen Tracks, die komplett anders ist als die elektronische, fast sieben minütige Nummer zuvor. Bei Actionpassagen wie „Grizzly Trouble“ setzt Poledouris zusätzlich zum Orchesters Synthesizer ein. Die Poledouris Scheibe wurde so sequenziert, wie sie für den Film vorgesehen gewesen wäre.

Wenn auch nicht Poledouris in absoluter Topform, so ist sein Score doch gut anzuhören, hat ein wirklich schönes Hauptthema und zwei, drei hübsche Nebenthemen. Fans des Komponisten werden glücklich sein, dass endlich (es gab dereinst auch ein Bootleg) eine offizielle Ausgabe dieses Scores erhältlich ist.

Anders zusammengestellt ist die Zimmer-CD, bei der „zum besseren Hörvergnügen“ einige Tracks in längere Stücke zusammengefasst wurden – deshalb auch die teils langen Spielzeiten von 7, 8 oder 9 Minuten. Zimmer geht White Fang vor allem elektronisch an (hie und da mit Orchesterpassagen aufgepimpt), während Shirley Walker in ihrem Beitrag „The Bear Attack“ weit mehr auf Orchester setzt. Rein hörtechnisch, so muss man aber sagen, beisst sich das ziemlich mit dem Rest des Scores. Zimmers Elektronika ziehen sich doch durch den ganzen Score, insbesondere in Tracks wie „Black Wolf“ und „The Mine“ ist die Nähe zu Vangelis unüberhörbar, wobei auch Zimmers Trademark-Actionrhythmen desöfteren zu vernehmen sind. Dazu setzt er mit einem elektronischen Panflötensound ein weiteres Stilmittel ein, das insbesondere zu Beginn der CD und in „Kiche’s Demise“ auftaucht, aber auch weiters für Fang verwendet wird („Fang White Jack“). Bei drei Stücken arbeitete der Irische Komponist und Arrangeur Fiachra Trench mit Hans Zimmer zusammen, wahrscheinlich wegen Zeitproblemen (die Liner Notes geben dazu leider nichts her, ausser dass Zimmer nur 16 Tage für seine Musik blieben). Zuckersüss wird es bei Zimmer zum Abschluss in „Home Again“ mit Panflöte, Holzbläser und Solostimme, dann sind Violine und Holzbläser kurz zu hören, ehe „der Vangelissound“ wieder erklingt.

Die Poledouris Scheibe wird zweifellos diejenige sein, die mehr Runden in meinem Player drehen wird. Dennoch eine schöne Sache, dass Intrada beide Musiken auf einem Album präsentiert und immer spannend zu hören, wie unterschiedlich zwei (oder drei, oder vier…) Komponisten den selben Film angehen.

Phil, 15.4.2012
Poledouris   /    Zimmer

    

 

WHITE FANG

Basil Poledouris, Hans Zimmer

Intrada Special Collection 189

CD 1: 61:57/30 Tracks
CD 2: 57:16/12 Tracks

 

 

 

 

 

Kommentar hinterlassen

Schreib einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .