Ein Film über einen Schlagzeuger? Nein, Die Blechtrommel zählt nicht! Whiplash erzählt die Geschichte eines talentierten Drummers, der an ein Top-Konservatorium gelangt und dort von seinem Lehrer durch Höhen und Tiefen geschickt wird.
Musik scheint in Damien Chezelles Leben als Filmemacher eine gewichtige Rolle zu spielen, schrieb er doch das Drehbuch zu Grand Piano über einen Pianisten mit Lampenfieber und realisierte den 16mm schwarz-weiss Jazzmusikfilm Guy and Madeleine on a Park Bench. Noch immer im ganz tiefen Budgetbereichs ist sein für 3.3 Mio. Dollar produzierter, aktueller Film Whiplash. The CloserStar J.K. Simmons und Miles Teller (Footloose) spielen die Hauptrollen (und Chazelles kommender Film mit Emma Watson und Teller bleibt wiederum im Musikbreich)
Ein Score für einen Film über einen Musiker ist ein zweischneidiges Schwert, nehmen doch die onscreen gespielten Stücke den wesentlichen Teil der Tonspur ein (wie so viele Beispiele zeigen, The Fabulous Baker Boys, Ray, Walk the Line u.v.m.), das waren sich auch Regisseur und Komponist von Whiplashbewusst. Schliesslich sah Justin Hurwitz in der Manipulation der Aufnahmen eine Möglichkeit einen musikalischen Unterschied fest zu machen. Manche Teile der Musik werden langsamer abgespielt als aufgenommen, was dem Big Band und Jazz Ensemble einen speziellen und eigenen Charakter verleiht (wenn auch nicht neu und zuvor von anderen Filmkomponisten ebenfalls verwendet). Das ist so in „Practicing“, „Accident“, „Invited“ und „Drum Battle“ zu hören, wobei Teile des Schlagzeugs normal abgespielt werden, während bei den Bläsern immer mit der Geschwindigkeit herumgespielt wird.
Schwieriger wird es bei der Unterscheidung zwischen im Film gespielten Stücken und Filmscore bei Tracks wie „Too Hip to Retire“ (lecker!) oder den faszinierenden „Overture“ und „Whiplash“. Wenn Miles Teller Rudiments spielt, also spezielle Übungsstücke, die ein Schlagzeuger beherrschen muss, ist allerdings klar, dass es nicht Score ist: „Snare Liftoff“, „What’s Your Name?“.
Von Orchestrator und Dirgent Tim Simonec (Star Trek: Into Darkness, Up, Super 8) stammen das „Rehearsal Medley“ am Ende der CD sowie die Tracks „Too Hip to Retire“ und der tolle Track „Upswinging“, meine persönlichen Favoriten der Scheibe.
Für einen Jazzfan und/oder Schlagzeuger ist Whiplash als Film als auch als CD durchaus eine spannende Sache. Standards wie Duke Ellington und Juan Tizols „Caravan“ oder Stan Getz’s „Intoit“ ergänzen das Repertoire. Die Dialogschnipsel beschränken sich zwar auf 4 Stück, aber irgendwie dienen sie nur der Erklärung bestimmter kurzer Tracks, wenn der Protagonist sich etwa im Konservatorium vorstellt oder bestimmte Übungen macht. Hier hätte man besser auf beides verzichtet und sich auf die rein musikalischen Stücke konzentriert. So wären Jazzfan und Filmmusiker, der gerne Jazz hört, besser auf ihre Kosten gekommen.
WHIPLASH Justin Hurwitz, Tim Simonec Varèse Sarabande 24 Tracks
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