Warlock

Warlock war ein 15 Million Dollar teures Vehikel, das mehr B-Picture „Qualitäten“ hat, als die Macher planten. Doch Geldprobleme, diverse Eingriffe während und nach dem Drehs und 2 Jahre im Gestell der Studios, ehe der Film dann doch veröffentlicht wurde, taten dem Film nicht sonderlich gut. Nun waren die End-90er eine Phase in der Goldsmith durchaus an dem ein oder anderen „kleineren“ und vergessenswerten Film arbeitete, Warlock ist zweifellos in die letzte Kategorie einzureihen. Das Gute daran ist freilich, dass für die Fans des Komponisten auch bei solchen Projekten immer etwas übrigbleibt.

Der Film beginnt irgendwann im 17. Jahrhundert. Julian Sands, der dank seiner Arbeit an auch in den USA beachteten Merchant-Ivory Filmen wie A Room with a View ziemlich „heiss“ war in Hollywood, ist der böse Warlock. Er soll wegen seiner Hexenkünste hingerichtet werden, doch irgendwie und dank seiner schwarzen Zauberkünste entkommt er seinem Schicksal und flieht ins 20. Jahrhundert, gefolgt von seinem Widersacher. Anfänglich war Steve Miners Film eine recht blutige Angelegenheit, doch Warlock wurde gekürzt und aus dem Horrorfilm ein eher harmloses Wässerchen gemacht.

Goldsmiths Musik wurde seinerzeit, also 2 Jahre ehe der Film in die Kinos kam, bei Intrada mit einer 54 Minuten Scheibe bedacht, wobei Goldsmith mit der Abmischung speziell was die Elektronik anbelangte nicht ganz zufrieden war und sich für das Album bestimmte Änderungen wünschte (eingespielte wurde der Score übrigens in Australien). Für die neue CD, nun satte 18 Minuten länger, konnten die Intrada-Macher auf die Original 24-Spur Bänder zurückgreifen und die Musik mit Hilfe von Goldsmiths Stammtoningenieur Bruce Botnick komplett neu abmischen. Und so hört sich Warlock denn auch frisch und wunderbar präsent an.

Die Musik ist sicher nicht einer der grossen Goldsmith Kompositionen, sie ist recht simpel gehalten, greift hie und da auf The Omen, Poltergeist II zurück was Atmosphäre und manchmal auch die Verwendung der elektronischen Instrumente, aber auch der Perkussion anbelangt.

Eröffnet wird Warlock mit dem Hauptthema für den Bösewicht in „The Sentence“, geschrieben meist für Synthesizer ehe das Thema des good guys, Redferne zu hören ist. Dieses längere Thema fügt sich wie oft bei Goldsmith fast nahtlos an das erste Hauptmotiv an. Bereits mit dem zweiten Track, „III Wind“ erhält Goldsmith die Möglichkeit herzhafter ins Geschehen einzugreifen. Streicher und Blechbläser, an Poltergeist II erinnernd, erklingen, die Elektronik tritt etwas in den Hintergrund. In Spannungsstücken wie „Time Warp“ und „Like a Father“ ist das Zweiklang-Rhythmus-Motiv zu hören, das Goldsmith bereits in „The Sentence“ verwendete und wie es in vielen weiteren Stücken in Warlock zu hören sein wird.

„The Trance“, gleichzeitig der längste der bisher nicht veröffentlichten Tracks, ist mystisch geheimnisvoll mit Klängen aus dem Synthesizer, erst nach rund 2:30 Min. durchbrochen von einem kurzen orchestralen Einschub. Die letzten beiden Minuten des Tracks wiederum sind dann hauptsächlich dem Orchester überlassen, nur noch mit kurzen Farbklecksern aus den Synthies versehen. Interessanterweise taucht Redfernes Thema erst wieder in „Growing Pains“ und nach rund einem Drittel Spielzeit und umso eindrucksvoller im famosen Actiontrack „The Weather Vane“ – Fans des Komponisten werden entzückt sein – sowie in seiner wohl längsten Ausführung zum Schluss von „The Salt Flats“ auf.

Die zusätzlichen Stücke und die neue Abmischung schaffen es durchaus dem Score mehr Dimension zu geben, wenn auch die ganz grossen Höhepunkte der Musik zum Ende der CD bereits auf dem alten Album vorhanden waren („Salt Water Attack“ und „The Salt Flats“) und die Musik in der 72 Minuten Version auch das ein oder andere Verschnauferli hat.
Mit der neuen Edition jedenfalls hört man wieder mal einen Goldsmith an, der sich unter Umständen seit langer Zeit nicht mehr seine Runden im CD-Player gedreht hat. An Scores wie Poltergeist II, mit dem er wie angesprochen die ein oder andere Ähnlichkeit teilt, kann es Warlock allerdings nicht aufnehmen.

Phil, 12.4.2015

 

WARLOCK

Jerry Goldsmith

Intrada Special Collection 310

72:02 / 18 Tracks

 

 

 

 

 

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