Es benötige belegte und unbelegte Kontakte rund um Hollywood und gewissen anderen Kreise, ehe Frank Sinatra ins ernste Schauspielfach wechseln konnte. Mit FROM HERE TO ETERNITY schaffte er es gar zu Oscarehren. VON RYAN’S EXPRESS ist à la THE GREAT ESCAPE eine humorvoll-spannende Mischung aus Ausbruchs- und Kriegsfilm, soll heissen, er hält zwar etwas Humor, aber auch einige Filmtote „parat“ (hört man sich den alternate take von „Fire Sale“ an, ist zu bemerken, dass Goldsmith ersterem durchaus noch ein Stückchen gerechter hätte werden wollen). Der Film spielt in einem Kriegsgefangenenlager im Italien des Zweiten Weltkriegs. Sinatra, spielt einen Piloten und ranghöchsten Offizier, ganz zum Nichtgefallen der Engländer, der schliesslich den Massenausbruch via Zug in die Schweiz anführt.
Es dauert drei Tracks ehe der Von Ryan Marsch zu hören ist. Nicht von der Güte eines selbigen aus PATTON oder MACARTHUR, und mit einem zünftigen Mass mehr an Humor unterlegt, bilden dieser, und seine Variationen, wie auch ein zwei Noten Spannungsthema sowie das italienische Mandolinenambiente das Gerüst des Scores. In einem spannend-dramatischen Kleid wie in „Ambush“, „Farewell to Rome“ oder dem grossartigen Actionstück „Welcome to Rome“ lässt Goldsmith THE BLUE MAX vorausahnen (der ein Jahr später folgen sollte). Ein weiterer famoser Track ist „A New Crew“ mit Akzenten setzenden Bässen und Celli, Snare und einer deftigen Klavierfigur. Weitere Highlights sind „Dead End Part 1“ (zusätzlich mit Bongos, E-Bass) – das ein weiteres Meisterstück erahnen lässt: PLANET OF THE APES – und „German Control Center“, ein vollmundiger Spannungstrack à la Goldsmith. Interessanterweise blendet „The Love Birds“ plötzlich aus, es scheint von diesem Stück die einzig verbleibende Version gewesen zu sein (leider kein Hinweis im Booklet).
Mit 33 Minuten (inkl. 7 Minuten Bonusstücken, wovon eines eine Monofassungen ist, also netto 26 Minuten Score) erhält VON RYAN’S EXPRESS hier seine würdige Präsentation – auch klanglich. Der Score ist trotz seiner Kürze abwechslungsreich und fein genug gemacht, um die 20 Minuten der Tsunami und der Varèse Jerry Goldsmith Fox Box vergessen zu machen!
Begonnen wird die CD mit THE DETECTIVE (1968), einem weiteren Streifen mit Frank Sinatra in der Hauptrolle, das und natürlich der Komponist sind die Verbindungen mit VON RYAN’S EXPRESS. Die Auswahl entspricht derjenigen der Jerry Goldsmith 20th Century Fox Box, die nach und nach aufgesplittet erscheinen dürfte bzw. bereits erschienen ist. Goldsmith gibt THE DETECTIVEwie zu erwarten ein jazzig rauhes, düsteres Klangbild, wiedergegeben von der Solo-Trompete in „The Detective Main Title“ (E-Bass, E-Gitarre, Drums, Blech und Violinen). Das Hauptthema bleibt in diesem mit etwas mehr als 18 Minuten sehr kurzen Score präsent, sei es wie eben erwähnt oder etwas leichter in „The School Dance“ sowie mit einem bluesigen Unterton in „A Family Affair“ und einem schwerfälligeren Start (mit Hammondorgel) in „Beach Scene“ (ehe ein süffisantes Saxophon und düstere Synthieklänge übernehmen). Verführerisch erklingt es mit Saxophon, Querflöte, gestopftem Blech und feinem Spiel auf dem Ride in „Night Talk“. Dazu gesellen sich Spannungstracks wie „McIver’s Story“ und „The Safe Cracker“. Abgeschlossen wird die Musik mit einem geschmackvollen Statement des Hauptthemas.
Eine rundum tolle Scheibe, ganz besonders für den Goldsmith-Fan! Schade ist, dass das Booklet zwar reich bebildert, aber doch sehr kurz gehalten ist – es fehlt dann auch noch der zumeist interessante Tech-Talk Teil von Douglass Fake.
VON RYAN'S EXPRESS / THE DETECTIVE Jerry Goldsmith Intrada Special Collection 232 51:26 Min. / 33 Tracks
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