Nach The Incredibles und Ratatouille, durfte Michael Giacchino nun auch für den neuesten Streifen von Disney/Pixar, Up, die Musik komponieren. Gewisse Ähnlichkeiten in Sachen Instrumentalisierung sind da zu den Vorwerken im Animationsbereich zwar nicht von der Hand zu weisen, doch das Resultat ist allemal unterhaltsam geworden.
Die „Scheibe“ ist also – soviel kann man schon sagen – inhaltlich eine gelungene Sache geworden, blöd nur, dass es keine Scheibe gibt! Der Soundtrack zu Up ist ein weiteres Opfer der Disney-CD-Politik geworden: solange keine Songs mit drauf gepackt werden, wird ein instrumental score nicht mehr in physischer Form sondern nur noch als Digital Download only veröffentlicht – so das Statement von Disney auf die unzähligen Anfragen hin.
Hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben würde, aber unter diesen Umständen würden mich ein/zwei Hannah Montana-Songs in Up nicht stören – solange sie zu einem Realise von Michael Giacchinos Score beitragen würden. So ist Up, nach James Horners The Boy in the Striped Pyjamas, nun also schon der zweite tolle Score, welcher ein Dasein auf den unendlichen Musik-Datenfriedhöfen zu fristen hat, anstelle im Regal neben anderen Werken der illustren Namen zu glänzen. Dies empört!
Nach diesen persönlichen Worten nun also zur eigentlichen Filmmusik zu Up. In Up with Titles präsentiert Giacchino dem Hörer das Hauptthema, welches er anschliessend durch den ganzen Score hindurch einflechtet und – variiert – anspielt. Es ist ein durchaus gelungenes Thema, welches Ohrwurmcharakter hat, jedoch aufgrund der Orchestrierung etwas an Giacchinos Arbeit zu Ratatouille erinnert. Dies soll den Hörgenuss jedoch nicht trüben… zu Beginn ist die Musik in der Grundstimmung eher melancholisch (abgesehen von Up with Titles), doch das macht aufgrund der Plotsynopse auch Sinn. Richtiger Abenteuercharakter (und mickeymousing) stellt sich in der Musik erst ab dem fünften Stück ein. Besonders vergnüglich fällt das Stück Kevin Beak’n aus, zeigt es doch exemplarisch, wie Giacchino das Hauptthema variieren und mal vorwitzig mal dramatischer anspielen kann. In Canine Conundrum fällt er dann mit den anschwellenden, repetitiven Streicherfiguren und Brasseinsätzen etwas ins Lost-Territorium zurück. Gepfeffert wird dieses atmosphärische Stück mit exotischer Perkussion und mit James Horner’schen Glockenschlägen und führt zu einem schönen Höhepunkt hin. Da kommt anschliessend The Nickel Tour mit seinen wieder wärmeren Sekunden gerade recht.
In The Explorer Motel findet sich dann nochmals ab 0:35 eine schöne Modulation des Themas in dramatisch-gefährliches Material. Das Thema erhält in Escape from Muntz Mountain mit kraftvollen Bläsern und hektischen Geigen mehr Drive und somit stärkeren Actioncharakter. So drücken sich die Stücke mit ihren jeweils komödiantischeren, wärmeren und den actionreicheren, dramatischeren Hauptmotiv-Variationen abwechselnd die Klinke in die Hand, was mehrheitlich für gute Unterhaltung sorgt.
Zwei weitere, späte Höhepunkte sind die langen Stücke Sizing the Spirit of Adventure und Up with End Credits. In dieser abschliessenden Score-Suite präsentiert Giacchino (ähnlich den abschliessenden Suiten von The Incredibles und Ratatouille) nochmals das thematische Material in schmissigen sieben Minuten.
Michael Giacchinos Musik zu Up überzeugt mit einem starken Hauptthema und vielen abwechslungsreichen Spielereien mit diesem Thema. Wie der Film selbst, so hat der Score sehr melancholische, feine Passagen zu bieten, aber auch laut-krachende Action ist vertreten. Viel mehr kann man sich von einem Score eigentlich nicht wünschen. Die Wehrmutstropfen sind seine Nähe zu früheren Werken Giacchinos und die Tatsache, dass der Score nie auf CD erschienen ist.
Zum Download-Package gehören nach dem Song The Spirit of Adventure drei SFX-Dreingaben, welche jedoch kaum unterhalten können – sinnlos.
UP Michael Giacchino Digital Download only 53:23 Min. / 26 Tracks
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