U-571

Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000

Auf dieser neuen Promo-CD fahren schwere Geschütze auf; nein es ist nicht das U-Boot auf dem Cover, sondern es sind vielmehr großorchestrale Geschütze. Wem der Name Richard Marvin nichts sagt, der sollte sich den hervorragenden Thriller BREAKDOWN ansehen. Im Abspann steht dort nämlich «additional music by Richard Marvin». Obwohl Basil Poledouris für diesen Film den Hauptcredit bekam, hat Marvin ungefähr 25 Minuten des Scores umgeschrieben (zum Beispiel für die erste Verfolgungsjagd des Films und den Showdown).

Regisseur Jonathan Mostow wollte eigentlich schon bei BREAKDOWN mit Marvin zusammenarbeiten, doch das Studio war damals dagegen. Für seinen neuen Film U-571 konnte Mostow nun die Produzenten für eine Zusammenarbeit mit Marvin überzeugen. Somit ist U-571 also Richard Marvins erste große Hollywoodkomposition – und seine Leistung ist beachtlich (vor allem wenn man bedenkt, dass der Film mit Musiken wie AIR FORCE ONE, ABYSS, LAST OF THE MOHICANS und OUTBREAK «ge-temp-tracked» war).

Wie ein Routinier fährt Marvin alles auf, was ein großes Orchester zu bieten hat; vor allem für das Hauptthema legen sich die Blechbläser und Streicher mächtig ins Zeug. Die CD beginnt daher auch sinnvollerweise mit den End Credits #1, denn hiererklingt das Hauptthema in seiner vollen patriotischen Breite; im Verlauf des Scores taucht es dann mit schöner Regelmäßigkeit wieder auf. Ja, mit patriotischen Klängen kleckert der Score weissgott nicht (so in «Finale and Dedication», «S-33 Leaves Port»). Wer etwas gegen diese typisch amerikanische Art hat, der wird die CD wohl nach dem zweiten Hören verärgert ins Regal stellen.

Doch weitaus interessanter sind die Action und Suspense-Cues. Der vierte Track «Chase» zum Beispiel ist eines der besten Actionstücke, das ich in den letzten Jahren gehört habe, nur komisch, das es mir im Film nicht auffiel. Der längste Track auf der CD («Destroyer Battle») ist fast durchgehend spannungsgeladen, nur kurz, nach knapp sechs Minuten taucht ein Anflug des Hauptthemas auf, der aber so schnell wieder vorbei ist, wie er gekommen ist.

Die Länge des Albums ist mit etwas über 62 Minuten gut gewählt, der gesamte Score ist selbst ungefähr 80 Minuten lang. Man bekommt also etwas für sein Geld (ach ja, es ist ja eine Promotional CD, die es nicht überall zu kaufen gibt 😊). Die Stücke auf der CD entsprechen zwar nicht der Reihenfolge im Film, doch gerade diese Anordnung machen diese CD zu einem absoluten Hörgenuss. Im Film selbst wird die Musik unter den vielen Soundeffekten begraben und ist bei weitem nicht so prägnant, wie auf dieser Scheibe.

Für mich die bisher größte Überraschung des Jahres!

Uwe  |  2000

U-571
Richard Marvin
Promotional release
62:07 | 23 Tracks