Toru Takemitsu: Gémeaux, Dream/Window, Spirit Garden

Review aus The Film Music Journal No. 4, 1995

Toru Takemitsu, japanischer Ehrengast des ersten CINEMUSIC Festivals in Gstaad und diesjähriger Empfänger des Career Achievement Awards der Society for Preservation of Film Music, ist nicht nur ein vielbeschäftigter Filmkomponist, sondern gilt in der Musikwelt auch als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Dies stellt er mit dem vorliegenden Album einmal mehr unter Beweis.

In allen drei Werken setzt der japanische Komponist die Töne sehr sparsam und spezifisch ein. Ein eingängiges Thema ist nicht vorhanden, nicht einmal eine Melodie ist auszumachen. Vielmehr erscheinen einem die Klänge wie zufällig aneinandergereiht. Dies klingt oft chaotisch und erinnert mich in gewisser Weise an Musik eines Horrorfilmes. Erst nach mehrmaligem, intensivem Zuhören nehmen die Kompositionen Formen an. Mir persönlich gefallen solch zeitgenössische und avantgardistische Werke überhaupt nicht. Trotzdem muss ich Takemitsu ein grosses Lob aussprechen. Seine Experimentierfreude mit ungewohnten Sitzordnungen und besonders die Idee «Gémeaux» für zwei räumlich getrennte Orchester zu konzipieren erfordert Mut und verdient deshalb grosse Anerkennung.

Sehr lobenswert ist auch das ausführliche Booklet von Denon. Neben aufschlussreichen Notizen des Komponisten über jedes einzelne Werk enthält es auch die Sitzordnung des Orchesters sowie einige Informationen über die Hauptinterpreten. Bravo!

Patrick  |  1995

GÉMEAUX, DREAM/WINDOW, SPIRIT GARDEN
Toru Takemitsu
Denon 78944
59:53 | 6 Tracks