Thirteen Days

Review aus The Film Music Journal No. 26/27, 2001

Derweil sich die Altmeister Williams und Goldsmith auch quantitativ zurückhalten, die Berufsjugendlichen aus dem Media Ventures-Gehege hingegen durch Kraftmeierei auf sich aufmerksam machen, konzentriert sich die Hoffnung auf jene Generation von Komponisten, die ihr Handwerk mühelos beherrscht, selbst wenn die einzelnen Werke immer wieder durch krasse Qualitätsunterschiede gekennzeichnet sind.

Das gilt nicht nur für Elliot Goldenthal und James Newton Howard, sondern auch und ganz besonders für Trevor Jones, der allerdings auf keine vergleichbare Sammlergemeinde zählen kann. Nur selten übersteigt sein Output den Bereich des solide Gestrickten, um sich statt dessen oft auf bleierne Klangfelder und Automatik-Rhythmen zu verlassen. Obgleich einige seiner Themen durchaus zu Evergreens geworden sind, wirkt seine Musik insgesamt nicht prägnant genug, um sich länger mit ihr zu befassen.

In einem bislang nicht anders als katastrophal zu deklarierenden Filmmusikjahr, in dem kaum eine Partitur gehobenen Ansprüchen genügt, spitzt man bereits die Ohren, wenn es einem Komponisten gelingt, wenigstens in sich stimmige Musik zu schreiben, selbst wenn sie stereotype Verfahren aneinanderreiht und ganz im Bannkreis bestimmter Ausdruckskonventionen verbleibt. In früheren Zeiten hätte man über den Score zu THIRTEEN DAYS nicht viele Worte verloren; heuer ist das aber schon eine der erwähnenswerten Jahresgaben.

Beim ersten Durchgang möchte man schon nach dem Hauptthema abschalten, das harmonisch, melodisch und rhythmisch gleichermaßen einfallslos wie ungelenk daherkommt, dafür aber jenen übelklingenden US-Patriotismus beschwört, den man diesseits des Atlantiks einfach nicht mehr zu goutieren bereit ist. Aber gut, angesichts der Filmfabel ging es wohl nicht anders: Im Zeichen der Kuba-Krise sehen sich die Verantwortlichen des Weißen Hauses einer der schwierigsten außenpolitischen Situationen nach 1945 gegenüber und haben zu entscheiden, ob sie auf militärische Stärke oder diplomatische Flexibilität setzen sollen. Die Intensität dieser Entscheidungsfindung ist es auch, die THIRTEEN DAYS zu einem der spannenderen Filme des Jahres macht. Die CD präsentiert Jones› Komposition in zwölf größeren Segmenten mit einer Dauer zwischen gut drei und knapp acht Minuten. Dadurch vermittelt sich vor allem der fatalistische Grundzug der Musik, die sich wie eine Nebelglocke über die Filmbilder hängt und die gedeckten Farbwirkungen unterstreicht. Jones setzt weithin auf Cello- und Baß-Drones, zu denen die Harmonien dynamisch an- und abschwellen, dann und wann auch mit rhythmischen Akzenten befeuert werden.

Eine innermusikalische Entwicklung findet kaum statt, dafür dürfen Freunde schicksalsbefrachteter, thematisch gebundener Orchestermusik mal wieder in schattigen Klanggefilden schwelgen. Bei 70 Minuten Spieldauer empfiehlt sich freilich eine Auslese.

Matthias  |  2001

THIRTEEN DAYS

Trevor Jones

New Line

69:47 | 12 Tracks