Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000
Nach den zuletzt schwerverdaulichen Promo-CDs schiebt Michael J. Lewis unverdrossen eines seiner besten Werke nach: THEATRE OF BLOOD (1973). Man glaubt es kaum, daß dieser Soft-Grusel im gleichen Jahr auf die Leinwand projiziert wurde wie THE EXORCIST. Weit zurück blickt die britische Genresatire, in der ein heruntergekommener Shakespeare-Darsteller (Vincent Price) sich nach und nach an seinen ärgsten Theaterkritikern rächt, indem er sie allesamt ins Jenseits befördert – stilecht versteht sich, denn jeder Mord imitiert ein entsprechendes Kapitel aus einem Shakespeare-Drama. Wer gebildet ist, mag wenigstens mit dem letzten Lebensfunken noch einsehen, daß er zu einem Teil des großen Welttheaters geworden ist.
Michael J. Lewis interessiert sich allerdings vordergründig gar nicht für diesen Parodiegedanken, denn sein unmittelbar eingängiges Hauptthema – vielleicht das schönste, das er je geschrieben hat -, tönt ganz ungehemmt romantisch, zuerst solistisch gezupft, von der Flöte in emphatischere Regionen hinaufgetrieben, endlich vom Orchester überwältigend ausgespielt. Wer einigermaßen mit Shakespeare vertraut ist, kann die Todesarten schon anhand der CD-Tracks vorausahnen, hier das hämische Grinsen Richards III. bemerken, als er sein unseliges Opfer im Weinbottich ertränkt, dort die Flüsterparole «hüte dich vor den Iden des März, Julius Caesar» ausgeben.
Lewis war hörbar in seinem Element, und das Problem einiger seiner anderen Scores – mangelnde Abwechslung – bleibt hier außen vor. Jedes Stück bietet neue Einfälle, überzeugende Instrumentationen und endlich doch einen feinen Sinn für Humor, etwa in «Partita of Blood», wo das Hauptthema in etwas hüstelnder Historisierung dem Cembalo zugeschoben wird und in pseudobarockem Geläuf explodiert. Das folgende Fugato wiederum wird bizarr instrumentiert und spiegelt die diabolische Freude des mordenden Mimen wider. Recht spät führt Lewis «Edwina’s Theme» ein, eine ziemlich klebrige Melodie, bei der man nie so recht weiß, wie ernst es dem Komponisten damit war. Als Schlußstein wird dann das Hauptthema in einer Variante nochmals zelebriert.
THEATRE OF BLOOD ist als Album eine runde Sache, macht ungemein viel Spaß und zählt für mich zu den besten Filmmusikpartituren der frühen siebziger Jahre.
Matthias | 2000
THEATRE OF BLOOD
Michel J. Lewis
Promo
54:33 | 24 Tracks