Mit einem sicherlich mit vielen Spezialeffekten ausgestatteten Film bringt man Regisseur Joe Johnston (Honey, I Shrunk the Kids, The Rocketeer) schneller in Verbindung als Benicio Del Toro, der hier eine Hauptrolle übernommen hat –so kommt mit The Wolfman ein weiterer Klassiker des Gruselgenres in die Kinos. Danny Elfman, durchaus erfahren in Sachen Monströses & Co., ist mit seiner Musik ein weiterer „Hauptdarsteller“, der zumindest nachträglich eine deftige Rolle spielt, denn Film und Score haben eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich: Elfmans Musik wurde zunächst durch einen zeitgenössischeren „kidpleaser“ von Paul Haslinger ersetzt. Doch die Exekutive sah sich der Problematik, die der Film wohl immer noch haben dürfte, weiterhin ausgesetzt und liess Elfmans Musik mit Hilfe von diversen „Assistenten“, unter Führung von Conrad Pope, in den jetzt umgestalteten und scheinbar stark verkürzten Film reintegrieren. Ob man nach all diesen Querellen auf den Film noch gespannt sein darf, sei dahingestellt. Wie es mit der Musik im Film aussieht ebenfalls, denn die vorliegende CD entspricht nicht dem was im Film zu hören ist.
Die CD beginnt mit der schnell an Kilars Bram Stoker’s Draculaerinnernden Wolf Suite – man kann sich bestens vorstellen, dass das bekannte Titelstück Kilars hier als temp track gedient haben dürfte. Dracula also und die Stilistik, die Amerikaner sprechen im Falle von Musiken wie Sleepy Hollow oder eben The Wolfman gerne von „gothic“, ziehen sich durch die beiden Suiten Pt 1, Pt 2 und so durch den gesamten Score.
Was nach dem zünftigen Beginn folgt ist eine Mischung aus effektvoller, mächtig klingender Spannungsmusik mit bekannten Gruselelementen (Bad Moon Rising), Zigeunerambiente (oder was die Amis für solches halten), typisch Elfman (First Transformation beispielsweise oder das marschartige ostinato, das er unter sein Hauptthema legt) und Teufelsgeige (zB. im zweiten Teil von The Madhouse). In seine Musik bettet Elfman ein gutes Stück Traurigkeit und Wehmut, wieder ist Kilars Werk heranzuziehen. Das ist verstärkt in Stücken wie You Must Go und The Funeral, aber auch in den vielen Aufarbeitungen seines Hauptthemas bzw. der Ableitung davon, wie meist nach dem Thema, zu vernehmen. Weniger damit zu tun hat das glücklicherweise nur kurze, unvermeidliche Klavier in The Antique Shop.
Young’sche Mystik ist in The Madhouse mit dem verwendeten Knabensopran zu vernehmen, während Elfman in Gypsy Massacre und Reflection/2nd Transformation in der Tat in die Vollen geht und sein Orchester von Kontrabassklarinett, Querflöte bis hin zu hämmernder Perkussion bedient.
The Wolfman von the Elfman ist etwas spezielles und zwar insofern, als dass a) wir hier einen Score hören, der für eine erste Filmversion vorgesehen war (Dank an Varèse dafür) und b) die Musik in dieser Aufmachung für einen Grossteil des Filmmusikpublikums durchaus ihren Reiz haben dürfte. Wer gross angelegte, mächtige, manchmal polternde Musik mag, wird an The Wolfman sicher seinen Gefallen finden. Insbesondere auch weil Elfman sein Thema stets warm hält, bleibt man beim Hören bei der Stange – ingsesamt erscheint es aber doch zu redundant, zu wenig variantenreich. Und mir ist es schliesslich in seiner ganzen Art einfach zu nah an Kilars Bram Stoker’s Dracula. Nicht ohne im gleichen Atemzug zu behaupten, dass ein Zacken romantische Wehmut mehr und etwas Bombast und Effekt weniger, der Musik als solche, vielleicht gut getan hätte und die CD mit 66 Minuten gut und gerne 15 Minuten zu lang geraten ist.
Also ein Score, der die Elfman-Kritiker nicht verstummen lassen wird, seine Fans aber sicher aufjubeln lassen dürfte. Eine absolut sauber gemachte Komposition, besser als Van Helsing, nicht an Kilars Dracula heranreichend. Toll eingespielt, insgesamt aber eben nicht ganz ohne jeden Zweifel erhaben.
THE WOLFMAN Danny Elfman Varèse Sarabande 66:11 Min. / 19 Tracks
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