Burkhard Dallwitz’ musikalische Ausflüge zum Kinofilm sind eher rar. Doch wenn Peter Weir hinter der Kamera sitzt, schwang er schon einmal verlässlich den Taktstock. So sorgte er für die richtige Stimmung in Truman Show (1998) (zusammen mit Kompositionen von Philip Glass) und nun nach 12 Jahren auch für The Way Back(2010).
The Way Back, welcher von einer abenteuerlichen Flucht erzählt, bietet einiges an verschiedenen Landschaften und Kulturen, welche sich in der Partitur entsprechend niederschlagen könnten. Auch hier ist Dallwitz wieder überwiegend atmosphärisch und zurückhalten unterwegs, doch verpasst er seiner Filmmusik durchaus lokalkulturelles Kolorit und am Ende gar ein wirklich schönes Thema, auf welches man leider etwas gar lange warten muss.
Bis die Filmmusik zu The Way Back wirklich als spannend empfunden wird, vergehen leider einige Minuten, was schade ist. Interrogation, New Arrivals und Plans for Escape bieten überwiegend leichte Perkussion und lange Streicherbögen. Hier geschieht nicht viel. Im Falle von New Arrivals wähnt man sich irritierenderweise in einer Hans Zimmer Komposition für die Robert Langdon-Abenteuer, The DaVinci Code (2006) und Angels and Demons (2009). Mit A Brave Manwartet Dallwitz mit ersten exotisch angehauchten Holzblasinstrument-Einsätzen auf, doch stellt sich auch hier noch kein prägnantes Thema ein. Escape schlägt, wie zu erwarten war, dynamischere Töne an und bietet ein wenig Action, wobei sich die Action überwiegend anhand präsenteren Synthesizer-Loops und erhöhtem Tempo bemerkbar macht. Diese Komposition kommt nicht umhin, an Dallwitz’ Stück Underground/Storm aus The Truman Show zu erinnern. Hier hätten wohl ein paar Blechbläser-Einsätze nicht geschadet.
Mit Lake Baikal beginnen die Streicherfiguren etwas lebhafter zu werden und eine recht ansprechende Mischung aus Ehrfurcht und Majestät erklingt. Dazu gesellt sich in der zweiten Hälfte des Stücks feines Saitenspiel (wohl Gitarren), welche eine träumerische, glitzernde Wirkung haben. In Freedom? wird der exotische Ton verstärkt (anhand eines Duduks). Diese Kombination zieht sich auch durch Mirages don’t have Birds und The Abondoned Temple, was schnell mal zu einer Übersättigung führt. Für Water! fällt die Stimmung der Komposition auf den Albumbeginn zurück und verlässt damit das exotisch angehauchte Terrain. Bis hierhin muss sich der Hörer durchaus mit reichlich wenig markanten Elementen zufrieden geben.
Das Album baut wesentlich höhere und bitter nötige Hörqualitäten ab dem Track Tibet auf. Hier setzen nach leiser Eröffnung die Streicher mit sich auf- und abwärts bewegenden Ostinati-Figuren ein. Über diese Figur legt Dallwitz ein dramatisches Streicherthema, welches eine markante Abwärtsbewegung bietet. Damit entsteht eine effektvolle Gegenbewegung in der Komposition. Dieses Thema erhält auch in Indiaund den Closing Credits reichlich Spielzeit, wobei es durch unzählige Wiederholungen fast schon wieder allzu penetrant wird – doch es bleibt als thematisches Rückgrat der finalen 20 Spielminuten überwiegend willkommen. Dem Thema wird mit Blechblas-Spiel zudem stetig etwas mehr Kraft eingehaucht. Dass der India-Track hingegen, wie es der Titel vermuten lassen könnte, kein entsprechendes indisches Musikkolorit erhält, ist etwas überraschend. Evtl. hätte ein solches den Musikfluss und die hypnotische Wirkung der Musik jedoch allzu sehr gestört.
Fazit: Burkhard Dallwitz‘ Musik für The Way Back ist weder enttäuschend noch wirklich spannend. Es sind verschiedene musikalische Ideen da, welche jedoch allzu sehr aneinandergereit und dann, nach zwei/drei Stücken, verlassen werden. Das Finale des Albums dürfte den Hörer jedoch wieder etwas versöhnen.
THE WAY BACK Burkhard Dallwitz Varèse Sarabande 42:30 Min. / 14 Tracks
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