Mit L.A. CONFIDENTIAL (1997) schaffte Guy Pearce den Sprung nach Hollywood und war danach unter anderem im starken MEMENTO (2000) und der x-ten Neuverfilmung von THE COUNT OF MONTE CHRISTO (2000) zu sehen, eher man mit der Remake (auch nicht dem ersten) von THE TIME MACHINE 2002 ein Vehikel für ihn fand, das allerdings nicht sonderlich gut gelang – und doch weltweit 123 Millionen Dollar einspielte. Am ärgsten in Erinnerung wird einem Jeremy Irons Auftritt als Über-Morlock haften bleiben, der den Film gänzlich ruiniert. Und so bleibt George Pals Verfilmung von H.G. Wells’ Geschichte mit Rod Taylor die mit Abstand beste Inszenierung.
Besser als die Macher der 2002er Version machte es Klaus Badelt mit seiner Musik. Der in Frankfurt geborene Deutsche arbeitete seit Ende der 90er Jahre in Hans Zimmers Media Ventures. Im Jahr von THE TIME MACHINE schrieb Badelt die Musiken zu K-19: THE WIDOWMAKER, EQUILIBRIUM und THE RECRUIT. 2003 natürlich folgte «sein» Meisterstück (rein Einspielmässig gesehen, sagen wir mal so) mit PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL. Ein Badelt-Score, den man sich jedoch unbedingt anhören sollte, ist RESCUE DAWN (2006).
In «Opening Titles (Professor Alexander Hartdegen)» und «I Don’t Belong Here» ist das ausschweifend schöne, markante Hauptthema des Films zu hören. Ein wunderbares Stück Musik, das ab der Hälfte des Scores leider verschwindet. In Zimmer’sche Gefilde taucht Badelt ab, wenn er mit massig Perkussion auftritt, so zum Beispiel in «Time Travel/Asteroid». Ethnische Gefilde betritt er mit Flöteninstrumenten und Gesängen in «Where Am I» sowie «The Stories and the River» und erinnert dabei stark an Hans Zimmers THIN RED LINE (1998, was nicht von ungefähr kommt, arbeitete Badelt doch bei Terrence Malicks Film mit Zimmer zusammen). Beim letztgenannten Track teilt sich Badelt den Komponistentitel mit Drehbuchautor John Logan (?). Witzig, dass einem nun auch eine Nähe zum später erschienenen AVATAR (2009) von James Horner auffällt. Mit Geoff Zanelli schrieb Badelt den zünftig voran preschenden (ebenfalls mit Zimmer-Einflüssen versehenen) «The Morlock Attack». Mit den Spannungs- und Actiontracks geht ein wenig das Interesse am zuvor etablierten und mitreissenden eingängigen Score verloren, insbesondere die Morlock-Musik ist in der Tat nicht sonderlich inspiriert. Zum Schluss seiner Komposition vereint Badelt die Eloi Musik und das TIME MACHINE Thema in «Godspeed».
Als Fazit: Starker Beginn mit wundervoll thematischer, sinfonisch beeindruckender Arbeit, danach gleitet die Musik zu sehr ins Beliebige ab, aber ja, der Film selbst hat wohl nach der Anfangsromanze und Tristesse des Verlusts auch nicht zu kreativ anregenden, musikalischen Höhenflügen hinreissen können. Wer einen deutlich analytischeren Einblick in den Score wünscht, dem sei das gute Booklet mit Liner Notes von Brian Satterwhite empfohlen.
Knapp 57 Minuten offerierte damals die Varèse/Colosseum CD, die Club-Veröffentlichung schafft es auf 76 Minuten, inklusive den beiden Bonus Cues.
Phil | 27.03.2023
THE TIME MACHINE (Deluxe Edition)
Klaus Badelt
Varèse Sarabande Club
75:48 | 23 Tracks
Limited to 2000 Copies