The Thing ist das filmische Prequel zu John Carpenter’s The Thing, spielt also vor den Geschehnissen in der amerikanischen Antarktikstation. Das norwegisch-amerikanische Forschungsteam macht tief im Eis eine sensationelle Entdeckung, die sich nach kurzer Erforschung in der Station als tödliches Mitbringsel herausstellt. Der Film von Matthijs van Heijningen zollt denn auch Carpenters tollem Eisgrusler Tribut. Kühle, einengende Atmosphäre, kein Superschnellschnitt-Festival, durchaus gelungene Effekte, von denen einige gar maskenbildnerisch und nicht per CGI erarbeitet wurden. Und wenn Heijningen die letzten Bilder quasi nahtlos in den Carpenter Film übergehen lässt, so hat das schon Klasse. Mich hat der Film angenehm überrascht und wirklich bestens unterhalten.
Musikalisch wurde Marco Beltrami herangezogen, der schon so einige Filme aus dem Gruselgenre begleitete. The Thing ist denn auch alles andere als ein melodisches Erlebnis. Nein, hier haben wir einen zünftigen Horrorscore, der die Atmosphäre des Films wirklich ausgezeichnet einfängt. Kennt man Morricones Musik zu Carpenter’s The Thing so ist zu erkennen wie Beltrami geschickt dessen brodelnd einfaches, aber so funktionalles Thema nimmt und moduliert, so dass es kaum mehr erkennbar, aber doch im Hintergrund lauernd vorhanden ist. Obwohl Beltrami zum Hauptteil ein Orchester für seine Klanggebilde verwendet, hat sein Score stets eine kalte, oft brutale Stimmung. Das Grauen und Entsetzen ist der Musik fast ausnahmslos anzuhören.
In den ersten beiden Tracks etabliert Beltrami ein 4-Noten Hauptmotiv, das sich später in die Klangcollagen einschleicht. Mysteriöse Klänge entwickelt Beltrami in „Into the Cave“, während „Eye of the Survivor“ mit noch zurückhaltenden Attacken und gesteigertem Tempo auf den bevorstehenden Albtraum vorausschaut, der dann auch mit „Meet and Greet“ volle Pulle eintritt. dominierendes Blech, tiefe staccati Streicher und ein unheimlicher Synthieklang. Ab hier beherrschen Spannungstracks und temporeiche Horrorpassagen die Szenerie, „Cellular Activity“ oder „Survivors“ zählen dabei noch zur ruhigeren Sorte, „The End“ nimmt sich dabei schon fast wehmütig traurig, oder sagen wir verzweifelt, aus.. Die Blechcollagen gegen Ende von „Antarctic Standoff“ und die ein oder andere Hornpassage erinnern ein wenig an Howard Shores 90er Werke, längere Tracks wie „Meating of the Minds“ und „Female Persuasion“ begeistern mit Dichte und Tempo. Für einige Minuten der Ruhe sorgt der zwetiletzte Track „The End“ mit einer kleinen Melodie vom Solo-Cello. Ausgeblendet wird die Musik mit Beltramis 4-Noten Motiv und dem abschliessenden Windeffekt, ebenso wie der Score eröffnet wird.
Ein klein wenig enttäuscht hat mich die CD insofern, als dass ich die Musik der letzten Minuten des Films vermisst habe, in denen das elektronische Motiv Morricones ausgiebig und unverkennbar verwendet werden. Angespielt wird es dennoch zwei, drei Mal: im ersten Track „God’s Country Music“ (oder könnte es gar sein, dass dies der letzte Track im Film ist?), zum Ende von „Female Persuasion“ und deutlicher in „Open Your Mouth“.
Gute Horrormusiken sind heutzutage selten, Beltramis The Thingwürde ich, nicht zuletzt auch wegen ihrer Funktion im gelungenen Film (mit einem Klasseende), durchaus zu den besseren zählen. Für Fans guter Genrescores, die auch dem atonalen und effektvollen nicht abgeneigt sind, durchaus eine Empfehlung wert – und dabei um Längen besser als alle Scream(s) zusammen! Die CD ist nicht ganz chronologisch geordnet und mit 55 Minuten ansprechend getimed.
THE THING Marco Beltrami Varèse Sarabande 55 Min. / 21 Tracks
Schreib einen Kommentar