The Russia House (Quartet)

Jerry Goldsmith fand damals, die CD zu THE RUSSIA HOUSE sei zu lang ausgefallen. In einer Zeit als gerade Varèse noch des öfteren mit 35 Minuten Discs spielte, kam eine solche üppige Lauflänge bei einem Goldsmith-Score für den Fan allerdings gut an, ausserdem ging Goldsmith selber immer äusserst kritisch mit dem was auf LP oder CD erschien um. Nun legt Quartet Records nach und legt weitere 14 Minuten Musik drauf. Als Hörerlebnis funktioniert das immer noch wunderbar, was einerseits an einem der schönsten Themen liegt, welches Goldsmith in jener Phase geschrieben hat, andererseits auch an dem Hauch Schwere und Traurigkeit (bittersweet ist ein passendes Denglisch dafür), Spannung und Emotionen, die den Score stets umgeben. Manch anderer Komponist hätte vielleicht aus dem Film mehr Thriller gemacht als Fred Schepisi wollte, doch die beiden fanden den genau richtigen Ton für Barley, Katya und Dante. Das ist insbesondere im Film selber bestens zu erleben und kommt freilich auch auf der CD durch, wobei letztere sicherlich besser funktioniert, so man THE RUSSIA HOUSE gesehen hat.

Kommt die durchaus feine Instrumentierung, die Goldsmith hier verwendet hat, hinzu, der es dabei vermeidet und nicht in die sowjetische Falle mit Balalaika und hast-du-nicht-gesehen tappt, obwohl er letzteres Instrument ebenso verwendet, wie die aus Armenien stammende Duduk, ein Blasinstrument das so richtig erst dank Hans Zimmer, wie im Booklet gut beschrieben und GLADIATOR den filmmusikalischen Durchbruch schaffte (obwohl dessen Verwendung im Film von Ridley Scott sich mir nie ganz erschlossen hat) und danach allzu oft und nicht immer ganz passend eingesetzt wurde. Ein weiteres hervorstechendes Instrument in Russia House das Sopransaxofon, hier meisterlich intoniert von Branford Marsalis – geschuldet dem Umstand, dass der von Sean Connery gespielte Barley im Film selber dieses Instrument beherrschte – und der feine jazzige Touch, der Goldsmith seinem Score damit plus Klavier und Akustikbass verlieh.

RUSSIA HOUSE entstand in einer Zeit als Goldsmith weg von den lauten Actionspektakeln und Gruseldingern wollte, was ihm allerdings nur für eine kurze Zeit wirklich gelang. Zuvor hatte er mit LEVIATHAN und WARLOCK zu tun, im selben Jahr beschäftigte ihn TOTAL RECALL quasi bis aufs Letzte und ab Mitte der 90er kamen auch wieder mehrfach Actionfilme in die Filmographie.

Nun also was gilt abschliessend für diese neue CD? Fans des Films und Scores sollten hier zuschlagen. 1. ist THE RUSSIA HOUSE ein fantastisches Beispiel wie sich Goldsmith in einen schwierigen Stoff einzufinden wusste (Schepisi spielt geschickt mit diversen Zeitebenen), 2. sind die Liner Notes des von mir sehr geschätzten Dirk Wickenden höchst interessant und 3. … ja Drittens, zählt THE RUSSIA HOUSE mit zu meinen Lieblings-Goldsmith Werken und wie kann ich denn anders als dieser tollen Musik auch in der verlängerten Form die Höchstzahl vergeben? Nicht vergessen gehen soll aber unbedingt die Rezi von Manfred Schreiber zur alten CD, trotzdem oder gerade weil wir beide genug des Lobes für diesen wundervollen Score sind.

Phil, 1.1.2018

 

THE RUSSIA HOUSE
Jerry Goldsmith
Quartet Records
76 Min. / 25 Tracks

 

 

 

 

 

 

 

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