Böse Zungen behaupten, die Musik von Henry Jackman (KONG: SKULL ISLAND) sei das Beste an THE PREDATOR (bei uns als PREDATOR-UPGRADE unter die Leute gebracht) von Regisseur Shane Black gewesen, dessen THE NICE GUYS ich nach wie vor gelungen finde. Das erinnert einen an die guten, alten Zeiten, in denen Jerry Goldsmith überdurchschnittliche Musiken zu unterdurchschnittlichen Filmen machte. Wie auch immer, Jackmans Musik ist ein ziemlicher Knaller für Fans kraftvoller Actionmusiken und nicht zuletzt werden auch Silvestri-Fans auf ihren Geschmack kommen, verwendet der Engländer das unüberhörbare Thema und weitere Motive des Schwarzenegger-McTiernan Originals mehr als nur ein paar Mal.
Jackman startet gleich Silvestri-mässig durch. Die ersten Klänge nach dem kurzen, leisen Intro sind eindeutig an Silvestris Stil angelegt, da schleckt die Kuh kein Kalb weg und die Maus beisst keinen Faden ab. Silvestris perkussiv-synthetisches Motiv für den fiesen, ausserirdischen Jäger ist in Track 2 «Discovery» zu hören, hier ist auch das Spannungsmotiv erstmals eingearbeitet und nicht lange dauert es ehe Silvestris famoses PREDATOR-Thema erklingt. Während also Track 2 vollauf Silvestri gewidmet ist, darf Jackman in «Rory» ganz sich selbst sein und einen der wenigen ruhigen Momente dieser Musik auf sein Konto nehmen.
Aber seien wir ehrlich, Jackman macht das saugut, das mit Silvestri. Er kleidet das Ganze handwerklich stark gemacht in ein sinfonisches Kleid, gepfeffert mit einer imposanten Bläser- (9 Hörner, 5 Trompeten, 7 Posaunen, 1 Tuba) und Perkussionssektion (7 Mann stark). Anders als bei anderen zeitgenössischen Actionscores kommt die gute Orchestrierung hier auch klanglich rüber. In Jackmans «eigenen» Tracks wie «Another World», «Alien Abduction» und «Last Stand» lässt er ausserdem einen Chor in Erscheinung treten. Dieser ist ein bisschen leise abgemischt wie ich finde, andererseits könnte man argumentieren, die gewaltige Kraft des Orchesters (Volumenregler richtig laut stellen) habe in THE PREDATOR eben den Vortritt.
Und somit reiht sich Henry Jackman bei John Debney und seinem ebenso gelungenen PREDATORS (2010) ein, wie befriedigend es auch immer für einen Komponisten sein mag, sich wie in Jackmans Fall so nah an das Konzept eines anderen Mitkomponisten halten zu müssen (es kann, so man sich damit abgefunden hat, aber zweifellos auch Spass machen mit vorhandenen und bekannten Themen zu hantieren). THE PREDATORS ist jedenfalls der beste «Nicht-Silvestri Silvestri» seit dem oben erwähnten Debney Score. Das reine Hugh Jackman-Material muss sich auf alle Fälle hinten anstellen – wenn auch sein «Good Soldier», «Team McKenna» oder «The Sacrifice» Material nicht ohne Reiz ist und sich bestens ins Gesamtbild einfügt. Alles in allem: Top Job Herr Jackman!
Phil, 16.2.2019
THE PREDATOR
Henry Jackman
Lakeshore Records
55 Min.
25 Tracks