The Postman

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

Wie schon bei WATERWORLD und WYATT EARP wurde James Newton Howard als Komponist eines Filmes mit respektive von Kevin Costner ausgewählt. Der Score bestreitet neben 8 Songs (einer davon von Costner mitgesungen) den Löwenanteil auf dieser CD. Mit «Main Titles» geht es dann auch schon los, die Welt der Zukunft wird in düster gemalten Zügen eindrücklich ins Leben gerufen. Verhalten nähert sich uns das Orchester, um dann kurz in einer Trommelsalve aufzuwachen. Ein Chor begleitet die Elegie, welche durchzogen ist von einer rohen, brodelnden Kraft. «Shelter in the Storm» erzählt vom Helden Gordon in seinem schier hoffnungslosen Dasein, gepaart mit einem Funken Starrköpfigkeit. Zart und zurückhaltend führt uns Howard durch den Sturm und die dunkle Nacht. Die Streicher, ergänzt durch Flöten, bestimmen hier den Haupttenor. Zum Schluss ändert dann die Stimmung ein wenig, als der Postman auf das Dorf Pine View stösst.

«The Belly of the Beast» ist ein erster Kontrast zum vorangegangenen Track. Brutal aufbauend, durchsetzt mit militärischer Bravour und einem wortlosen Chor erleben wir die ersten Momente bei den Holnisten unter General Bethlehem. Schon bald verliert die Musik aber ihren Glanz und nur schwermütig vermag sie sich weiter zu bewegen. Erst mit dem Beginn des Trainings kehren der Chor und die schweren Bläser zurück. Deftig orchestriert und ohne viel Schnickschnack ziehen wir weiter bis wir kurz innehalten, dann nämlich als Gordon die Flucht in die Fluten gelingt. Das reissende Wasser vermischt sich mit den Bläsern, welche schliesslich in das eigentlich Main Theme aufschwingen und triumphierend den Track vorantreiben. Bethlehems Thema ist aber schon bald wieder da und die Jagd beginnt.

Im nächsten Cue, «General Bethlehem», brechen hie und da schwere Bläser und Chor durch. Vereinzelt erklingen ein paar Flöten und auch das Postman Theme ertönt kurz in leicht abgeänderter Version. Aber immer wieder Bethlehem; die Streicher mal bedrohend und stark, mal melancholisch und sanft. «Abby Comes Calling» ist ein epischer Cue, gelenkt durch Streicher und Flöten, dazu ein paar Pauken. Ab knapp der dritten Minute springt die Szene zur ersten Liebesnacht. Zuerst schüchtern und zurückhaltend, dann jedoch findet das Orchester langsam den Mut und lässt die Melodie aufschwingen. «Abby» ist voller Romantik und Freude, einer der schönsten Tracks von Howard. «The Restored United States» ist mit Sicherheit neben «The Postman» das kämpferischste Stück auf der CD. Beide bauen sie weiter auf den Themen vom Postman und Bethlehem auf. Der Chor betont neben Bläsern und Pauken das Bild. Roh und gewaltig entbrennt der Kampf, das Orchester hält die Stellung und vereinzelt ist uns eine Verschnaufpause gegönnt. Heldenhaft werfen sich die Blechbläser nach vorne, die Perkussion dicht auf den Fersen. Aber auch die Lyrik geht nicht verloren.

Schliesslich ist es Jahre nach den Geschehnissen um Gordon und wir wohnen der Enthüllung eines Andenkens an den Postman bei. Leise wächst die Musik, nur langsam bis das heroische Thema des Filmes noch einmal ertönt und so den Score zu einem Gänsehaut-bringenden Finale führt!
Ein Meisterwerk.

Steve  |  1998

THE POSTMAN
James Newton Howard
Warner Bros.
73:43 | 15 Tracks