The Passage

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

Es wird langsam zur schönen Tradition, in jeder Ausgabe des Film Music Journals zumindest eine Edition von Michael J. Lewis zu besprechen, einem der «blühendsten

Mauerblümchen der Szene», wie Philippe letztes Mal dichtete. Offensichtlich befinden sich schon weitere Einzelausgaben auf der Zielgerade, während hier der Blick noch einmal zum ersten Schwung der Lewis-Promos zurückschweift und dabei ein Sujet des Zweiten Weltkriegs vorfindet, welches in den späten siebziger Jahren etwas blutleer umgesetzt wurde: die Flucht europäischer Juden über die Pyrenäengipfel ins gelobte Spanienland. Hier ist Anthony Quinn, sonst Berufsgrieche, ein Baske, der die hochkarätige Gruppe (James

Mason, Christopher Lee und andere) über die Trampelpfade geleitet.

Für THE PASSAGE, einen wiederum überdurchschnittlichen Score, bemühte Lewis die ihm vertrauten musikalischen Stilmittel und zeigte erneut, warum es keiner großkotzigen Bläsergarnisonen bedarf, um eine unheilschwangere und angstgeprägte Atmosphäre Einzug halten zu lassen. Streichertremoli kontrapunktieren dabei die Statik der langgezogenen Akkorde, dazu Trommelwirbel und vereinzelte Akzente. Das Hauptthema klingt ein bisserl schlagobersgesättigt: zuviel «Traumschiff» für dieses Drama. Wie meistens bei Lewis ist ein schlecht gespieltes Klavierstück inclusive.

Track 13 heißt «Apassionata», aber hier klingt die Musik nicht nach Beethovens f-moll- Sonate, sondern eher so wie der Druckfehler es will: a-passionato, also gerade bar jeder Leidenschaft.

THE PASSAGE wird man nicht als beste Filmmusik des Komponisten anpreisen, sammelwürdig ist sie jedoch allemal.

Matthias | 1998

THE PASSAGE
Michael J. Lewis
Promo
48:18 | 23 Tracks