The Pagemaster

Review aus Newsletter No. 3, 1994

Welch eine freudige Vorweihnachtsüberraschung mir THE PAGEMASTER bereitete. Irgendwie gibt es alle Jahre wieder einen «Weihnachtsscore», der mich in die genau richtige Festtagsstimmung reinzuversetzen vermag. James Horner hat vor THE PAGEMASTER bereits bei HONEY, I SHRUNK THE KIDS und THE ROCKETEER mit Regisseur Joe Johnston zusammengearbeitet. Eine mehr als überzeugende Zusammenarbeit, die sich mit Pagemaster fortsetzt.

THE PAGEMASTER ist eine Mischung aus Real und Animationsfilm (Produzent David Kirschner, AN AMERICAN TAIL), genauso abwechslungsreich tönt James Horners Score, der ähnlich wie bei WE’RE BACK nicht von lediglich zwei oder drei Hauptthemen zerrt – THE PAGEMASTER ist äusserst vielseitig.

Eindrücklich öffnet der Score – nach zwei (naja) Songs – mit dem bekannten, wortlosen Zweiton-Chorgesang Horners und einer herrlichen Fanfare für Horn und Trompeten, Posaunen, bevor «Main Title» etwas HOOKsche Formen annimmt. Die Glockenspielklänge (gepaart mit Xylophon und Holzbläsern mit einem Schuss THE LAND BEFORE TIME) erinnern recht deutlich an selbige Komposition aus Steven Spielbergs Fantasy-Epos. Auch «The Library…The Pagemaster» erinnert uns daran, oder erklingt bei euch nicht auch das bekannte Thema für Käpt’n Hook im Ohr? «A Stormy Ride to the Library» beginnt gewaltig – mit harschen Perkussions- und Blechbläserattacken ganz nach «Elora Danan» aus WILLOW klingend. Auch in «Dr. Jekyll and Mr. Hyde» vollführt James Homer grandiose Tonspektakel à la eben genanntem Score – herrlich! Gewalttig!

Die Fanfare aus «Main Title» hören wir erst in «Swallowed Alive/The Wonder in Books» und kurz in «New Courage/The Magic of Imagination» wieder, der Track der den Score mit leisen Tönen zum Ende führt! Aber dazwischen, da geht es 55 Minuten rund!

THE PAGEMASTER ist weniger grell als WE’RE BACK, aber bedeutend farbiger als ONCE UPON A TIME IN THE FOREST. Bunt und kurzweilig. Manchmal mächtig und oft einfach schön. Durchaus eine passende Mischung.

Die Orchestrationen stammen von Don Davis und Tom Pasatieri und die klanglich wiederum brillante Abmischung von Langzeit-Mitarbeiter Shawn Murphy. Das London Symphony Orchestra musiziert gewohnt gut. Und so ist THE PAGEMASTER eine wahre Freude für alle, die sich nicht ob jedem Selbstzitat, die Horner nun halt gerne benützt, grämen. Plus, ich war auch schon enttäuscht, wenn Horner nicht nach Homer klang.

An die Opulenz und musikalisch erzählerische Stärke eines WILLOW reicht THE PAGEMASTER nicht heran, aber ein abwechslungsreicher und gut gemachter Score zeigt uns Horner hier allemal. Zum Schluss: Wem CLEAR AND PRESENT DANGER zu viel Suspense bot und zu actionlastig war, der wird an THE PAGEMASTER sicher Freude haben. Versprochen!

2015 schob La-La Land Records eine auf 2000 Stück limitierte CD mit insgesamt 70 Minuten Musik nach (inklusive 2 Bonustracks).

Phil  |  1994

THE PAGEMASTER
James Horner
Fox/Arista
63:14 | 15 Tracks