Im März 2010 feierte die TV-Miniserie The Pacific in den USA Premiere. Wem sich Erinnerungen an Band of Brothers (2001) und Saving Privat Ryan (1998) einstellen, der liegt hier nicht gänzlich falsch, sondern der hat den Ursprung dieser Produktion erkannt. Als Steven Spielberg zusammen mit Tom Hanks 1998 Saving Privat Ryan erfolgreich auf das globale Publikum los liessen, sprachen sie schon von der Idee, die Geschichten der Soldaten während des Zweiten Weltkriegs in einer TV-Miniserie weiter und noch detaillierter ausführen zu wollen. Drei Jahre später kam die 10-teilige Band of Brothers-Serie ins Fernsehen. Aufmachung und Look erinnerten ganz klar an Saving Privat Ryan, was aufgrund der Involvierung Spielbergs und Hanks’ nicht überraschen dürfte.
Jetzt kommt The Pacific und auch hier eröffnen sich einem sofort Parallelen zu vorher genannten Produktionen. Auch hier erklärt es sich aus der Crew, welche sich zu einem sehr grossen Teil nach Band of Brothers nun wieder für The Pacific eingefunden hat. Vom Konzept her orientiert sich The Pacific stark an Band of Brothers und erzählt auf ähnliche Weise die Schicksale der Männer und Frauen während 1941 bis 1946, welche im Pazifikgebiet gegen die Japaner gekämpft haben (Kriegsschauplätze wie Iwo Jima, Guadalcanal und Okinawa).
Während sich also die Produktion in diesen relativ vertrauten Gewässern bewegt, so kann auch der Soundtrack ähnlich eingebettet werden. Für die Musik zu Saving Privat Ryan zeichnete bekanntlich John Williams verantwortlich, während der inzwischen verstorbene Michael Kamen wunderbare, emotionale Klänge für Band of Brothers liefert. Für The Pacific konnten nun Allrounder Hans Zimmer und seine beiden Remote Control-Kollegen Blake Neely und Geoff Zanelli gewonnen werden. Hans Zimmer ist im Weltkrieg-Kino auch kein unbeschriebenes Blatt und lieferte gelobte Musiken zu The Thin Red Line (1998) und auch Pearl Harbor (2001). Das Gemeinschaftswerk The Pacific siedelt irgendwo zwischen diesen Werken an.
Wie es der Stoff und die Umsetzung vermuten lassen, ist auch The Pacific realitätsnahes Doku-Kino geworden, welches weniger Heroismen sondern ganz klar die Tragik und die persönlichen Schicksale hervorstreichen möchte. Entsprechend ist der Ansatz für die Komposition für The Pacific auch klar gelegt. Dieser Score donnert und kracht nicht durch die Boxen wie Zimmers jüngster Ausflug ins Kriegsgeschehen mit Modern Warfare 2, sondern ist deutlich auf der ruhigen Seite und somit im Thin Red Line-Territorium anzusiedeln. Damit dürfte die Klientel dieses Scores auch bereits realistisch eingegrenzt sein. Hier wird fündig, wer die ruhigeren, dramatischen Klänge von Zimmer und Co. mag. Zimmer verzichtet wie schon zu einem gewissen Grad Williams und besonders Kamen auf allzu patriotisch-pathetische Arrangements und Heroismen betonende Fanfaren.
Das Album eröffnet mit den zwei Hauptthemen, welche unaufdringlichen Charakter haben. Schon diese setzen den Grundtenor des Soundtracks klar fest: hier wird in schweren Schicksalen und der Trauer geschwelgt. Actionszenen dürften überwiegend mit Sound-Effekten unterlegt sein (wie schon in Saving Privat Ryan und Band of Brothers) bzw. der Effektivität zugunsten, kontrapunktisch mit ruhigem Gegenpol auf der Soundspur gestützt werden. Dies daher, da schnelle und laute Actionmusik gänzlich abwesend ist (wie erwähnt auch in genannten beiden Musiken der erfolgreichen Vorgängerproduktionen), in vielen Filmszenen auf solches Ambiente jedoch nicht verzichtet wurde.
Mit dieser gewählten Vertonungsstrategie fährt Zimmer den in letzten Jahren von vielen Komponisten eingeschlagenen Weg der Kriegsfilmmusik und führt diesen konsequent weiter. Ruhige, im Wechselspiel an- und abschwellende Streicher, einzelnes Klavierspiel und ab und an ein paar schicksalhafte Perkussionshiebe bilden die Hauptingredienzien für diesen Score. Das ist stimmig, jedoch nicht mehr wirklich originell – was aufgrund der Einflüsse der Vorgängerproduktionen wohl zu erklären ist.
Was mir bei der Musik zu Band of Brothers besser gefallen hat, war das prägnantere Hauptthema von Kamen. Dessen Thema war bereits nach einmaligem Hören – geschweige denn nach Visionierung der Serie – kaum mehr aus den Ohren zu kriegen. Ein solches Thema lässt The Pacific etwas vermissen, was sehr schade ist. Weiters ist die Musik natürlich aufgrund der Thematik definitiv melancholische bis schwerfällige Unterhaltung; Lebensfreude kommt hier keine auf – darf nicht!
Fazit: Hans Zimmer, Geoff Zanelli und Blake Neely haben hier gute, stimmige Filmmusik abgeliefert. Aufgrund der erzählten Geschichte definitiv keine leichte Kost und von der Vertonungsgrundidee her auch nicht allzu originell, jedoch stimmig und thematisch recht ansprechend.
THE PACIFIC Hans Zimmer, Geoff Zanelli, Blake Meely Rhino Records R2 523699 72:01 Min. / 25 Tracks
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