
Die Ankündigung des John Cameron Score von Caldera Records kam überraschend und wieder hat das Label eine ausgesprochen gelungene Filmmusik gefunden, um sie dem geneigten Hörer ans Ohr zu legen.
THE MIRROR CRACK‘D (1980) ist in einer Phase entstanden als Peter Ustinov (als bester Hercules Poirot ever) und Albert Finney dem britischen Kino mit Agatha Christie Verfilmungen für Überraschungshits Leben einhauchten: MURDER ON THE ORIENT EXPRESS (1974), DEATH ON THE NILE (1978), EVIL UNDER THE SUN (1982).
Trotz eines Allstar-Casts bestehend aus Rock Hudson, Elizabeth Taylor, Angela Lansbury, Kim Novak, Tony Curtis, Edward Fox und Geraldine Chaplin unter der Regie von Guy Hamilton war MIRROR ein nur mässiger Erfolg beschieden.
Taylor und Novak sind zwei Schauspielerinnen, Diven und Erzfeindinnen, die im England des Jahres 1953 eine Verfilmung von „Mary, Queen of Scots“ drehen sollen. Regie führt Taylors Ehemann, gespielt von Rock Hudson. Nach einem scheinbar eine andere Person aufs Korn nehmender, geplanter Mord und Drohungen an eine der Hauptdarstellerinnen (Tayor) übernimmt die durch einen Beinbruch an ihr Heim gefesselte Miss Marple (Lansbury) den Fall.
John Cameron, geboren 1944 in Essex, England, der auch als Arrangeur von Popsongs zum Beispiel von Hot Chocolate tätig war, schrieb unter aanderem die Filmmusiken zu Ken Loachs KES (1959), THE RULING CLASS (1972, mit Peter O‘Toole), A TOUCH OF CLASS (1973, mit George Segal, für die er eine Oscar-Nomination erhielt), dazu war Cameron erfolgreich an Theater und Broadway.
THE MIRROR CRACK‘D etabliert Filmleben, Showbusiness und Marples Heimat (mit einem lüpfigen Waltzer, während Inspector Craddock temporeich verspielt eingeführt wird), subtil die Ära, in der der Film spielt (mit einem Tenorsax für die 50er Jahre) und natürlich dürfen Spannungstracks wie das dramatische «Murder», in erster Linie für Streicher, oder «Memories… Murder» und «The Gloved Hand» (mit einem Waterphone) oder fast bühnengerecht der Einstieg zu «The Coffee, It’s Poisoned» (mit Echoplex Saxophon) nicht fehlen. Cameron setzt aber auch Holzbläser (u.a. Klarinetten, Bassklarinetten beispielsweise als Soloinstrumente ein, dann und wann ist auch ein Cembalo zu hören). Cameron verwendet dazu eine akustische Gitarre als Übergang zu seinem Tenorsax-Thema, wie in «Anonymous Letter» zu hören.
Ein Highlight des Scores ist das mit dem Altosax versetzte, wunderbar verführerische Thema für Marina: «Marina’s Farewell Night Cap», das wir zum Schluss des Scores als «Theme for Marina» abermals serviert bekommen.
THE MIRROR CRACK’D ist ein kurzer, abwechslungsreicher und richtig gut gemachter Score eines Komponisten, von dem wir hoffentlich auf CD bald noch mehr hören dürfen.
Zum Abschluss füllt ein siebenminütiges Gespräch zwischen John Cameron und Stephan Eicke die mit 34-Minuten eher kurze CD auf.
Phil | 25.05.2025
THE MIRROR CRACK’D
John Cameron
Caldera Records
24 Tracks
41 (34) Min.