The Hunger Games

Auch dieses Jahr wird Komponist James Newton Howard wieder ordentlich beim Sommer-Blockbuster-Kino mitmischen. War The Hunger Games (2012) ein Vorbote der grossen Popcorn-Kino-Kisten, so wird Howards Musik auch in Snow White and the Huntsman (2012) und The Bourne Legacy (2012) zu hören sein. Bleibt nur zu hoffen, dass seine Kompositionen dieses Jahr einen bleibenderen Eindruck zu hinterlassen vermögen, als seine überwiegend enttäuschenden Arbeiten zu den letztjährigen Green Hornet, Green Lantern, Water for Elefants und Gnomeo & Julia. Die Zeichen hierzu dürften dahingehend besser stehen, als dass seine Filmmusik zu The Hunger Games schon mal einen gelungeneren Auftakt zu seinem diesjährigen Schaffensjahr geworden ist. Für die etwas absurde Teenie-Schlachten-Romantik-Kiste komponierte Howard mal eine ländlich angehauchte, mal sehr pompöse, mal tief dramatische und mal actionbesetzte Filmmusik.

Mit einem ähnlichen Zielpublikum wie den Twilight-Filmen, überrascht es weniger, dass auch The Hunger Games zu einem gewichtigen Teil auf Songs als Musikbegleitung setzt. Trotzdem findet eine orchestrale Filmmusik auch hier noch ihr Plätzchen und gar für die Veröffentlichung eines Score-Albums hat es gereicht. Die 43 Minuten Filmmusik wurden von Howard komponiert und – laut Booklet – hat T Bone Burnett als ausführender Produzent mitgewirkt. Auch soll er laut Booklet-Kommentar des Regisseurs ebenfalls Score-Ideen eingebracht haben, doch haben sich Howard und Burnett entweder bestens ergänzt oder das hier präsentierte Material ist ausschliesslich aus einerKomponistenfeder – und zwar Howards. Denn Howards Handschrift ist in fast jedem Stück klar zu erkennen. So erwarten den Hörer mit The Hunger Games dann auch viele schöne Passagen und Momente, doch was dem Album etwas zu fehlen scheint, ist eine kohärentere, musikalische Entwicklung.

Mit „The Hunger Games“ eröffnet das Album äusserst unspektakulär. „Katiness Afoot“ hätte ursprünglich wohl eine Szene begleiten sollen, in welcher Katiness im Wald auf der Jagd ist. Entsprechend ist es ein ordentlich lebhafter Track geworden, der im Ton eine ländliche, folkloristische Note besitzt. Diese Idee wird jedoch sogleich wieder beiseite gelegt und „Reaping Day“, „The Train“, „Entering the Capitol“ und „Preparing the Chariots“ schlagen mal anmutige, jedoch überwiegend dramatische, melancholische Töne an. Irgendwie vermisst man in diesen ersten Minuten einfach ein klareres Thema oder eine eigentliche Identität des Scores. Plus: Alles kommt einem irgendwie bekannt vor.

„Horn of Plenty“ bricht mit der bisherigen Filmmusik ordentlich und ist ein glorioses Chorstück geworden (komponiert von Win Butler und Régine Chassagne; gesungen von den London Voices). Es ist sehr unterhaltsam und klingt noch lange nach, doch passt es hier irgendwie einfach nicht rein.

Bis zum nächsten Score-Highlight muss man sich dann wieder etwas gedulden: „Rue’s Farwell“ ist ein dramatischer Höhepunkt des Albums. Hier baut Howard über fünf Minuten ein Requiem auf, das mit den letzten Sekunden mit imposanten Streichern und gewichtigem Chor auf einen schönen wie beklemmenden Höhepunkt zusteuert.

„We Could go Home“, „Searching for Peeta“ und „The Cave“ kann sich nicht so ganz zwischen eher süsser Romantik mit Gitarre als Hauptstimme und dramatischer Heimwehstimmung entscheiden. Doch bevor der Score zum abschliessenden und ebenfalls stimmigen „Tenuous Winners/Returning Home“ ausholt, erklingt mit „Muttations“ [sic!] noch etwas Action, ähnlich dem Stil aus I Am Legend (2007), jedoch weniger knackig.

Abschliessend kann man wohl festhalten, dass James Newton Howard für The Hunger Games ein paar wirklich schöne und auch länger nachklingende Momente komponiert hat. Die CD-Präsentation leidet jedoch darunter, dass sich nie so recht eine stringente, musikalische Entwicklung und ein dem Film eigener Klangcharakter einstellen will. Underscore-Hänger und eine gewisse Austauschbarkeit hinterlassen einen etwas faden Nachgeschmack. Doch wenn man die Stücke 2, 5, 7, 12, 13 und 18 programmiert, erhält man schöne, dramatische Filmmusikmomente.

Basil, 7.5.2012

 

THE HUNGER GAMES

James Newton Howard

Lionsgate/Universal Republic Records

43:55 Min. / 18 Tracks

 

 

 

 

 

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