The Godfather

50 Jahre ist es bereits her, als Francis Ford Coppola das Genre des Mafia-Films neu definierte, und THE GODFATHER geniesst nach wie vor höchstes Ansehen. La-La Land Records zelebriert das Jubiläum mit der Erstveröffentlichung von Nino Rotas komplettem Score, dessen Hauptthemen – allen voran das «Love Theme» – untrennbar mit dem Film verknüpft sind und schon fast als kleines Stück italienischen Kulturgutes betrachtet werden können.

Dass sich Rota mit eben diesem «Love Theme» beim Oscar-Rennen selbst ausbremste, weil er aus Zeitgründen ein Thema aus FORTUNELLA (1958) – wo es primär in Form eines Zirkusmarsches und lebhafter Comedy-Klänge zu hören ist – wiederverwendete, dürfte weitum bekannt sein. Weniger bekannt ist vielleicht, dass von den Produzenten Henry Mancini gewünscht war, für Coppola jedoch von Anfang an nur Rota in Frage kam. Coppola vermochte sich letztlich durchzusetzen, musste dann aber ein paar besondere Bedingungen seitens des Komponisten in Kauf nehmen, wie dass dieser erst begänne Musik zu schreiben, wenn der Film fertiggestellt wäre und nie persönlich in die USA käme.

Thematisch lebt THE GODFATHER vom melancholischen «Corleone Waltz», der mit Tradition, Familienbande und der Sehnsucht nach der sizilianischen Heimat verbunden ist, dem tragisch angehauchten Thema für Michael (Al Pacino), dessen relativ kurz angerissene Romanze mit einer ansässigen Wirtstochter auf Sizilien vom berühmten, mit Mandoline, Akkordeon und Gitarre angereicherten «Love Theme» abgehandelt wird. Der Walzer und Michaels Thema kommen auch beim längeren, von einer Kirchenorgel intonierten «The Baptism» zum Einsatz, wo in einer Montage gezeigt wird, dass die nächste Generation das Schicksal der Corleones in die Hände nimmt. Im Film kommt indes nicht Rotas Komposition zum Einsatz, sondern Musik von Johann Sebastian Bach.

Das ist aber bei weitem nicht der einzige Fall unverwendeter Musik, wie die Präsentation des kompletten Scores veranschaulicht. Auffallend hierbei ist, dass es von mehreren Jazz-Stücken, die teilweise in enger Verwandtschaft mit TOBY DAMMIT stehen, keines in den Film geschafft hat. Aber auch ein paar Varianten des Walzers wurden aussen vor gelassen. Mit «Christmas / Prelude To Murder» wurde eines der auffälligsten, von brüsken Stimmungswechseln durchzogenes Stück nicht berücksichtigt. In den meisten dieser Fälle wurde stattdessen auf Source-Musik zurückgegriffen. Und das ein oder andere, wie das alptraumhafte «The Horse’s Head» wurde abgeändert, um die skeptischen Produzenten zu besänftigen. Ob diese Massnahmen allesamt berechtigt waren, muss jeder, der mit dem Film und seiner Musik bewandert ist, für sich selbst entscheiden.

Ein paar Alternates und andere Bonus-Tracks fehlen ebenso wenig wie das LP-Programm, das wohl ein paar eigens dafür geschaffene Arrangements enthält. So wurde beispielsweise dem «Love Theme» ein Hintergrundchor hinzugefügt. Ausserdem sind nur hier das von Al Martino gesungene «I Have But One Heart» sowie die während einer Hochzeitsfeier vorgetragene, typisch italienische Volksmusik von Carmine Coppola zu hören.

Die Liner Notes von Tim Greifing sind recht interessant ausgefallen, ein paar Infos zur LP-Version wären jedoch nicht daneben gewesen. Ausserdem haben wir wieder mal das leidige Thema grenzwertiger Schriftgrade, vor allem bei der Track-Liste auf dem Backcover. Und im Booklet hätte man zugunsten besserer Lesbarkeit durchaus auf ein paar Bilder verzichten können. Aber es ist wie es ist, und die Freude über die repräsentative Veröffentlichung dieses Filmmusik-Klassikers mit Kultstatus lässt einen nicht lange damit hadern.

Andi  |  24.01.2023

THE GODFATHER
Nino Rota
La-La Land Records LLLCD 1610
CD 1 66:28 Min. | 36 Tracks
CD 2 47:10 Min. | 21 Tracks
Limitiert auf 5000 Stk.