Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002
Ein Argentinier schreibt für einen in Kanada spielenden Film ein Hauptthema, das aus einem französischen Softporno stammen könnte, und das in erster Linie Bekanntheit erlangte, weil es in einem Werbespot für Damenunterwäsche zu hören war. Dies klingt im ersten Moment abwertend, ist aber nicht so gemeint, denn Schifrin behandelt in seinem vermutlich intimsten Score einfühlsam eine lesbische Beziehung, die durch das unerwartete Auftauchen eines Mannes ihr abruptes Ende findet (was wohl 1967, obschon während einer Zeit der sexuellen Befreiung, noch so sein musste).
Der Komponist berücksichtigt dabei nicht nur das Wechselbad der Gefühle, dem die Protagonistinnen (Anne Heywood, Sandy Dennis) unterworfen sind, sondern auch die sie umgebende winterliche Landschaft, die schweigend zuschaut und alle Geräusche verschluckt. Deshalb ist die Partitur für ein kleineres Ensemble geschrieben, im Klang oft impressionistisch, mit viel Gewicht auf Streichern und Holzbläsern sowie Klavier und Cembalo. Mal düster und brütend und alles hinterfragend, mal leicht und verklärt, vermag die feinziselierte Musik durchwegs zu faszinieren und ist angenehm anzuhören, auch wenn abseits des Hauptthemas keine weiteren griffigen Themen vorhanden sind.
Der besondere Track: „Dead Leaf“. Das von verschiedenen Solisten behutsam vorgetragene Hauptthema scheint sich in der von der Harfe dominierten, kargen Begleitung zu verlieren, vergleichbar mit Atemstössen, die in klirrend kalter Luft einen kurzen Moment sichtbar sind.
Andi | 1998
THE FOX
Lalo Schifrin
Aleph 017
60:47 | 19 Tracks