The English Patient

Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997

Anthony Minghellas Film erzählt von einem bis zur Unkenntlichkeit verbranntem Mann, der während des zweiten Weltkriegs von einer Krankenschwester gepflegt wird. Er spricht mit englischem Akzent und erzählt in Rückblenden von sich und seiner Liebesbeziehung vor dem Krieg, der Pflegenden offenbart er aber weniger als dem Zuschauer schliesslich gezeigt wird. THE ENGLISH PATIENT erhielt 12 Oscarnominationen und gewann 9 der begehrten Preise, u.a. für bester Film, Regie, Nebendarstellerin (Juliette Binoche), Kamera und die Musik. Der Film war ein Kassenschlager und belegte so manches Kinos für mehrere Wochen.

Gabriel Yared, Komponist von Filmen wie L’AMANT und CAMILLE CLAUDEL, hat für diesen eindrucksvollen Film eine diskrete, äusserst geschmackvolle und wohltemperierte Musik geschrieben, die mit zum Schönsten gehört, was ich seit Jahresbeginn gehört habe. Yared versteht es ausgezeichnet, durch dezente Themen und eine feine (typisch europäische – Fragezeichen) Instrumentierung, eine beklommene und gleichzeitig optimistische Stimmung aufkommen zu lassen. Das äusserst „klassisch“ anmutende, prominenteste Thema von THE ENGLISH PATIENT, erklingt erstmalig in «Kip’s Lights» und kurz darauf in ausgesprochen schöner, hingebungsvoller Form in «I’Il Always Go Back to that Church». In «Convento di Sant’Anna» wird das Thema vom Klavier getragen.

Ein weiteres, bemerkenswertes Motiv erklingt im ersten Stück «The English Patient», schwelgerisch und dramatisch, welches der unglücksseligen Beziehung zwischen den von Ralph Fiennes und Kristin Scott Thomas verkörperten Charakteren gewidmet ist. Nur selten verdunkelt Yared die geschaffene Atmosphäre mit düsteren Klängen wie in «Hana’s Curse». THE ENGLISH PATIENT ist sicher keine Mainstreamkost, eher ist Yareds Musik, wenn man es so ausdrücken darf, sehr klassisch gehalten, stimmungsvoll, aber unaufdringlich. Kommt noch hinzu, dass die Musik im Film geradezu fantastisch wirkt.

Nebst den zwanzig Stücken aus der Feder Yareds befinden sich einige zeitgemäss angelehnte Stücke von Benny Goodman und traditionell «arabisch/ägyptische» Lieder auf der CD. Man sollte sich übrigens nicht vom Intro des Eröffnungstracks die Lust ab der Scheibe nehmen lassen.

Phil  |  1997

 

THE ENGLISH PATIENT

Gabriel Yared

Fantasy

71:38 | 27 Tracks