Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001
«Ein Königreich für ein Lama», so heißt der etwas umständliche deutsche Verleihtitel des neusten Disney-Animationsfilms, der nach TARZAN ein schweres Erbe antritt. Sowohl filmisch, wie musikalisch. In dem neuen Streifen wird wieder mal gesungen, nachdem in DINOSAUR die Riesenechsen zum Glück nur gesprochen haben. Für diesen Film fährt Disney songtechnisch gleich zwei Musiklegenden auf: Tom Jones und Sting, die jeweils zwei Songs beisteuern (Tom Jones liefert zweimal «Perfect World» und Sting «My Funny Friend and Me» und «One Day, She’ll Love Me»). Beide haben erstaunlicher Weise noch nicht für einen Disney-Animationsfilm gearbeitet.
Gleiches gilt auch für den Komponisten, John Debney. Obwohl er über lange Jahre hinweg erfolgreich viele durchschnittliche Live-Action Filme aus dem Haus mit der Maus vertont hat (HOCUS POCUS, WHITE FANG 2, INSPECTOR GADGET, MY FAVORITE MARTIAN), gab man ihm noch nie die Möglichkeit an einem Disney-Prestigeprojekt wie einem Animationsfilm zu arbeiten. Schließlich waren noch vor einigen Jahren die Scores von Alan Menken immer auf der Oscarliste zu finden. Und auch hier scheint Debney nicht die erste Wahl gewesen zu sein. Marc Shaiman sollte den Film ursprünglich vertonen, doch daraus wurde nichts, wie das in Hollywood ja öfters passiert. Man besann sich auf Debneys Talent und Routine, was den Film vermutlich gerettet hat…
Debneys Scoreanteil auf der CD beschränkt sich auf lediglich sechs Stücke, die insgesamt etwas unter 30 Minuten ausmachen. Immerhin etwas besser als bei TARZAN, Mark Mancina bekam nur 16 Minuten Score zugebilligt, was wohl auch daran lag, dass Phil Collins› Songs im ganzen Film sehr dominant und eng mit Mancinas Score verknüpft waren.
Debneys THE EMPEROR’S NEW GROOVE beginnt recht flott mit «Run Llama Run» einem jazzigen Stück im Bigband-Stil à la Horners SWING KIDS. Etwas beschaulicher und «sweet» – so typisch Disney eben – geht’s mit «A New Hope» weiter. Die restlichen Stücke der CD bieten bewährtes, wenn auch nicht sehr einfallsreiches Material, das ohne den Film nicht sehr viel Eindruck beim Hörer hinterläßt.
Wie kann man Debneys Musik zusammenfassen? Ein routinierter Score, dem etwas mehr Originalität und eine einprägsame Melodie sicherlich nicht geschadet hätten.
Uwe | 2001
THE EMPEROR’S NEW GROOVE
John Debney & various
Walt Disney Records
48:45 | 12 Tracks