The Danish Girl

Schön und gut und altbekannt. Diese Worte kommen einem in den Sinn, wenn man sich Alexandre Desplats Musik zu The Danish Girl (2015) anhört. Der neue Oscar-Renner von Regisseur Tom Hooper, mit welchem Desplat bereits für The King’s Speech (2010) zusammengearbeitet hat, setzt auf starke Filmfiguren, eine gewagte Story, viel Drama, gute Schauspieler und eine einfühlsame, intime Filmmusik aus der Feder von Desplat. Alles Zutaten, welche den Award-Jurys besonders munden. Hat man den Trailer gesehen und die Synopsis gelesen, glaubt man bereits zu wissen, wie Desplats Musik klingen wird. Dann der Blick ins CD-Booklet: Dort gibt es in der Tracklist zwei Danish Waltz-es zu erspähen und als Künstler werden das London Symphony Orchestra und der Klaviersolist Dave Arch aufgeführt. Und das Ergebnis klingt denn auch so, wie man sich das aufgrund dieser Informationen ungefähr ausgemalt hat – wohlklingend, überwiegend rund und seidig, elegant, geschmeidig und altbekannt bis leicht fad. Die Musik wird dominiert vom Klavierspiel und den Streichern. Die schnellen Figuren geben der Komposition eine schöne Dynamik und anfängliche Leichtfüssigkeit, einzelne Triangel- und Xylophon-Einwürfe verleihen zu Beginn einen funkelnden, märchenhaften Touch. Diese romantische Leichtigkeit verfliegt mit zunehmender Laufzeit natürlich etwas, zumal die erzählte Liebesgeschichte kompliziert und sehr dramatisch wird. In Stücken wie Watching, Aggression und Lost Blood streut Desplat feine Dissonanzen ein, welche die Musik subtil verzerren. Das ist handwerklich gekonnt, jedoch so „unauffällig“, dass es der Musik kaum spürbaren, neuen Drall gibt. Ist das Album denn fertig bzw. der eigentliche Score nach Lili’s Death vorüber, ist man schön entspannt und eingelullt, vermag jedoch kaum ein einzelnes Thema oder Stück zu erinnern. Provokativ ausgedrückt: ein Desplat-Score wie dutzende andere; gefällig, schön, sehr elegant, jedoch zwischenzeitlich altbekannt.

Damit schliesst Desplat ein eher nüchternes Schaffensjahr ab; besonders, wenn man seine facettenreichen und meist mitreissenden, frischen Arbeiten für 2014 betrachtet (Godzilla, The Imitation Game, The Monuments Men, The Grand Budapest Hotel und Unbroken). Auch seine anderen 2015er-Alben – Everything Will be Fine (2015) und Suffragette (2015) – überzeugten handwerklich, wirkten jedoch blass und hinterliessen keinen bleibenden Eindruck, womit The Danish Girl der gelungenste dieser drei aktuellsten Arbeiten geworden ist. Möge das Jahr 2016 unter anderem mit dem angekündigten Animations-Spass The Secret Life of Pets (2016) und dem Star Wars-Spin-Off, Rogue One: A Star Wars Story (2016), den Komponisten Desplat wieder stärker aus seiner Comfort Zone locken und ihn zu schrillen, kräftigen und auffälligeren Kompositionen bewegen.

Basil, 29.12.2015

 

THE DANISH GIRL

Alexandre Desplat

Decca Records

59:06 Min. / 20 Tracks

 

 

 

 

 

 

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