The Challenge

Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000

Nach CONTRACT ON CHERRY STREET (1977) und BREAKOUT (1975) schafft es Luc Van de Ven und sein Prometheus Label ein weiteres Mal die versammelte Fangemeinde zu verblüffen und zaubert einen gesuchten Jerry Goldsmith Score quasi aus dem Hut: THE CHALLENGE (1982). Entstanden sind Film als auch Musik in einem unglaublich «hochwertigen Jahr» des Komponisten, 1982, in dem POLTERGEIST, FIRST BLOOD, THE SECRET OF NIMH und NIGHT CROSSING entstanden sind. Die Tonqualität, der auf 3000 Stück limitierten THE CHALLENGE zeigt ein leichtes Grundrauschen, ist sonst aber recht druckvoll ausgefallen.

THE CHALLENGE ist ein Actionfilm von John Frankenheimer, der zu jener Zeit alles andere als in der Blüte seines Schaffens stand, ganz im Gegenteil zu Goldsmith. Zentrales Thema des Films sind Tradition, Ehre und Familie, drei wichtige Punkte in Japan. Es spielen Scott Glenn und der grosse Toshirô Mifune.

Goldsmith war es hier nach einiger Zeit wieder vergönnt seine japanische, oder besser asiatische Seite, die er gerne in ähnlich lokal gelagerten und thematischen Filmen benützt, musikalisch zu entfalten. Nebst dem lyrischen, für jene Zeit eher simplen und sentimentalen, japanisch dominierten «Main Title», lässt es Goldsmith aber sogleich krachen und er serviert mit den beiden darauffolgenden Tracks «The Wrong Sword» und «Over the Top/Fish Market» gewohnt famose Actionarbeit. Sozusagen gleich zu Beginn die Delikatesse also – der Kugelfisch. Goldsmith charakteristisch metrisch ruhelosen Verschiebungen (4/4, 6/4, 5/4 oder 8/8, 7/8 etc.) sorgen für viel Bewegung und Tempo. Hinzu gesellt er kleine Orchestrierungseffekte wie die Steel Mixed Bowls (PLANET OF THE APES, 1968), Einsätze der Tom Toms usw. Dazu kommen starke, reinpreschende Posaunen und Hörner, die in ähnlicher Art ebenfalls Parallelen zu Planet der Affen aufzeigen. Um den Aspekt des Lokalkolorits zu unterstreichen, setzt Goldsmith auf Shakuhachi und Koto (eine Art Zither) allen voran aber lässt er die Violinen in hohen Registern seine japanisch anmutenden Themen spielen. Das hübsche Liebesthema in «Let’s Talk» passt zu den anfangs-80ern, während es heute oft fast ein no-go ist, zu viele Emotionen und ein wenig Filmmusik-Kitsch erklingen zu lassen. Am wertvollsten aber ist und bleibt THE CHALLENGE vor allen Dingen mit seinen actionorientierten Stücken – und da der Film zu diesem Genre zählt, hat es doch einige davon auf der rund 60 Minuten dauernden CD.

Für Goldsmith-Fans, ganz klar, die den amerikanischen Komponisten vor allem wegen seiner Scores der 70er und 80er Jahre lieben und schätzen, ist THE CHALLENGE ein absolutes Muss. Sammler, die erst in den 90er Jahren oder später mit Goldsmith Bekanntschaft gemacht haben, werden hie und da vielleicht weniger begeistert sein als es der Rezensent ist, der vor allem froh ist, endlich eine legale und einigermassen gut klingende THE CHALLENGE Ausgabe vorgesetzt bekommen zu haben.

Phil, 2000

 

THE CHALLENGE

Jerry Goldsmith

Prometheus

60:27 Min.
16 Tracks