The Brutalist

Daniel Blumberg ist ein 1990 in London, England, geborener Musiker und Komponist, der in verschiedenen Bands auftrat sowie als Solokünstler tätig ist. Seine erste Filmmusik für einen Kinofilm schrieb er 2020 für Mona Fastvolds THE WORLD TO COME (mit Katherin Waterston und Vanessa Kirby). Für Brady Coberts THE BRUTALIST (2024) komponierte er seinen zweiten Score und holte sich gleich einen der wichtigsten Filmpreise überhaupt, den Oscar®.

Coberts Film handelt, nachdem diese den Holocaust überlebt haben, von der Flucht eines Ehepaars (Adrien Brody und Felicity Jones) aus dem Nachkriegs-Ungarn in die USA, wo sie es zuerst alles andere als leicht haben und dank des Sohns des örtlichen Tycoons vielleicht doch den Traum des American Way of Life zu leben glauben…

Der für ein kleines Orchester plus drei Klaviere, Elektronik und Perkussion geschriebene Score beginnt fast ein wenig wie der Titel des Films es verrät: Brutal, mit atonalen Klängen, schnell aber dreht Blumberg diese in eine 4-Noten-Fanfare, «Overture (Ship)», und eine scheinbar bewusst mildernd aufschwingenden, gleichwohl aggressiv gehaltenen Passage, ehe ein leicht jazziges Klavier übernimmt, «Overture (László)» und schliesslich mit einem vordringlich pulsierenden (Blech) Segment endet, «Overture (Bus)». Dieser doch beeindruckende Track nimmt einiges vorweg, was in den folgenden 77 Minuten zu hören sein wird – es ist vor allem der, ich denke man darf es so beschreiben, in Minimal Music gehaltene Charakter und das Hauptmotiv aus «Overture», die zusammen mit experimentellen Momenten und Jazz die Hauptangelpunkte von THE BRUTALIST bilden.

Sein Hauptotiv nimmt Blumberg und bringt es in verschiedenen Facetten wieder: Mal zerstückelt er es fast, dann hören wir es gefühlvoll und annehmbar, oder auch fahrig und befremdlich karg.

Dazu kommen, nebst anderen Tracks, einige klasse Jazzstücke wie «Jazz Club», «Ribbon Cutting» oder «Gordon’s Dinner». Zwei Stücke enthalten Monologe von Adrien Brody (sinnigerweise «Monologue» und «New York»), das ist bei 82 Minuten Musik und 32 Tracks aber sicherlich verschmerzbar.

Blumberg wurde mit Kris Bowers’ THE WILD ROBOT (2024) als Mitfavorit bei den Academy Awards® gehandelt (ich hätte gewettet WICKED gewinnt, in der Annahme, dass die Mitglieder wieder einmal nicht zwischen Songs und Score unterscheiden können). Blättert man durch die filmmusikalischen Gazetten, elektronisch natürlich, fällt auf, dass es zwei Lager unter den Reviewern gibt: Pro und Contra Daniel Blumberg.

82 Minuten sind lang und der Score ist sicher alles andere als eine ins Ohr gehende Komposition; er hat Ecken und Kanten und macht es einem manchmal nicht leicht ihn zu mögen. Und dennoch hat Blumbergs THE BRUTALIST etwas fremdartig Anziehendes und… Hineinziehendes. Vielleicht ist die Musik so am besten in Kürze umschrieben. Wenn Blumberg hier, bei THE BRUTALIST, aufbauen kann, könnten ein paar interessante Scores folgen. Zu bedenken gilt aber, dass so manche Oscargewinner der letzten Zeit nie den ganz grossen Durchbruch schafften.

Vielleicht bemüht sich nach dem Gewinn des Oscars® doch ein Label darum, den Score als CD herauszubringen? Bis dahin müssen wir uns mit der Download Version begnügen, eine Doppel-LP ist für Mai 2025 geplant.

Phil  |  08.03.2025

THE BRUTALIST
Daniel Blumberg
Milan Recods
82:00 | 32 Tracks