The Amityville Horror

Lalo Schifrin

Quartet Records QR200

CD 1: 
54:14 Min.
29 Tracks

CD 2: 
67:31 Min.
30 Tracks

Limitiert auf 1000 Stk.

Im November 1974 erschiesst der junge Ronald DeFeo Jr. ‒ nach eigenen Angaben auf Geheiss von Geisterstimmen ‒ eines Nachts seine Eltern und Geschwister. Im Jahr darauf beziehen George und Kathy Lutz mit ihren drei Kindern unerschrocken das Haus der DeFeos in Amtyville, Long Island, denn sie sind der Ansicht, dass Häuser kein Gedächtnis haben. Bald müssen sie sich auf die harte Tour eines besseren belehren lassen. Insbesondere George wird vom Haus langsam in den Wahnsinn getrieben, bis er schlussendlich wie kurz darauf Jack Nicholson in The Shining mit einer Axt auf seine Liebsten losgeht.

Die angeblich wahre Geschichte dieser bedauernswerten Familie ‒ mit James Brolin und Margot Kidder als Ehepaar Lutz ‒ wurde 1979 von Stuart Rosenberg verfilmt. Rosenberg, der zuvor bereits fünfmal mit Lalo Schifrin zusammengearbeitet hatte, sicherte sich für The Amityville Horror ein weiteres Mal die Dienste des argentinischen Komponisten.

The Amityville Horror ist ein ordentlicher Vertreter des Haunted-House-Genres, obschon er dazu tendiert, etwas gar dick aufzutragen. Einiges subtiler geht da Lalo Schifrin zu Werke, insbesondere mit seinem Hauptthema, das in Form eines nur vordergründig herzigen Lullabys in Erscheinung tritt; drei Vokalistinnen imitieren hierbei Kindergesang, der laut Komponist als Erinnerung an die ermordeten DeFeo-Kinder dient. Dieses Lullaby, das auch in zahlreichen instrumentalen Varianten für wohligen Schauer sorgt, ist das primäre und bemerkenswerteste Element des Scores.

Wenn es ansonsten um das Vermitteln von Gänsehaut geht, sind insbesondere die Streicher sehr aktiv; hier sind zunächst einmal die Bratschen zu erwähnen, denen oft das rastlose, sogenannte «Wind-Motiv» anvertraut wird, das vor allem für Geschehnisse ausserhalb des Spukhauses zuständig ist und als zweiter wichtiger Bestandteil des Scores bezeichnet werden kann. Nebst einigen deftigen, für Schifrin charakteristischen, dissonanten und avantgardistischen Streicher-Passagen wird auch Altmeister Bernard Herrmann zitiert, vor allem Psycho lässt ab und an grüssen.

Die Musik nimmt kaum eine Auszeit vom Schrecken und wenn, dann beruhigt in erster Linie das Piano ‒ im Falle des Liebesthemas sowohl ein akustisches wie ein elektronisches ‒ die Szenerie. Letzteres wird aber, wie auch eine elektronische Orgel, die nebst einem Waterphone für besondere Effekte besorgt ist, nur moderat eingesetzt. Für den mit Rod Steiger besetzten Priester gibt es zudem auch noch ein paar verhaltene und wenig tröstliche, religiöse Momente.

Mit Bedacht konzipierte Schifrin den Score so, dass er mit fortschreitender Dauer immer heftiger und intensiver wird, denn «wenn du am leisesten Punkt beginnst» ‒so der Komponist ‒ «dann hast du etwas, auf dem du aufbauen kannst. Wenn du gleich mit dem ganzen Orchester und dem vollen Klang einsteigst, kannst du nirgends hingehen.» Mit dieser Philosophie gelang Schifrin ein äusserst wirkungsvoller und dem Film dienlicher Score, den man nur zu gerne in die Halloween-Playlist aufnimmt.

CD 1 präsentiert den kompletten Score in tadellosem Mono, CD 2 die überlebenden Stereo-Tracks. Im Bonusteil findet man Amityville Frenzy ‒ eine gewöhnungsbedürftige, der Zeit verpflichtete Disco-Version des Hauptthemas ‒ diverse Source-Stücke und mit Lalo Schifrin’s SFX Session einen Track mit ungewöhnlichen, akustischen Orchester-Effekten, die zum grössten Teil jedoch nicht verwendet wurden. Die erhellenden Liner-Notes von Jeff Bond runden diese feine, 200. Veröffentlichung von Quartet Records ab.

Andi, 1.11.2015

 

 

 

 

 

 

 

 

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