Swordfish

Review aus The Film Music Journal No. 29, 2002

Ursprünglich war neben der offiziellen, mit Songs und Sounddesign zugepflasterten CD zu SWORDFISH auch eine Scoreveröffentlichung geplant, doch fiel diese schließlich dem Rotstift zum Opfer. Aufgrund des Desinteresses der üblichen Label hat Christopher Young wieder einmal die Hilfe von Intrada in Anspruch genommen, unter deren Dach, wenn auch nicht Namen die CD als Promo-Edition zu den gewohnten Bedingungen hergestellt und im Februar für wenige Wochen ans sammelnde Volk geliefert wurde. Die gleichzeitig annoncierte Promo-CD zu Youngs ebenfalls unveröffentlichter BANDITS-Musik ist dagegen nie erschienen. Wer also im Spätwinter nicht rechtzeitig zur Speisung der Gierigen geeilt ist und die SWORDFISH -Musik verpaßt hat, möchte sicherlich wissen, ob sich ein hastigerer Zugriff wenigstens gelohnt hätte.

Schon während einer Vorführung des sagenhaft blöden Actionthrillers mit einem feistkinnbärtigen John Travolta und Oscar-Preisträgerin Halle Berry, in hiesigen Kinos nach CD-REZENSIONEN dem 11. September zuerst verschoben und dann vollmundig als «Materialschlacht› angepriesen, fragte man sich, ob denn die gesamte Tonspur auch nur ein faszinierendes musikalisches Element aufweise. Die Antwort fiel schwer, denn Youngs Kollege Paul Oakenfold übernahm repräsentative Teile des Kompositionspensums und steuerte gesichts- und formlose Masseanteile bei, die man zugunsten eines kreativen Scores gern an sich vorübergelassen hätte. Auch auf der Promo-CD befinden sich, auf drei Tracks verteilt, 12 Minuten gemeinsamer Musikfabrikation des Teams Oakenfold/Young, mit denen man keinesfalls auf gutem Fuß bzw. Ohr zu stehen wünscht.

Youngs eigener Beitrag leidet jedoch auch nicht unter einem Substanzüberschuß. Der Amerikaner laviert sich per elektronischem Autopilot durch so manche Passage, als sei er der Ersatzmann für einen rausgeschmissenen Kollegen, beauftragt, nicht mehr als fünf Tage für einen neuen Score zu verwenden. Dazwischen haben einige konturenarme Streicherstücke Platz, die man in dieser Form anderswo eindringlicher gehört hat. Daß er ein humorvoller, selbstironischer Zeitgenosse ist, zeigt Young durch die Wahl seiner Cue-Titel: «Helga and the Trojan Horse», «Music for Violence and Orchestra», «Descartes in a Bar» oder auch «The Problem with Hollywood». Wer es darauf anlegt, könnte den SWORDFISH -Score also in gleicher Weise als Musik über zeitgenössische Filmmusik aufzufassen versuchen, findet aber kaum überzeugendes Material für seinen Standpunkt. Die Fallhöhe zwischen anspielungsreichen Titeln und zugehöriger Musik ist jedenfalls unübersehbar.

Zwischen den vielen Belanglosigkeiten findet sich als Lichtblick das einzige Thema. Young führt es in «The Insane Piano» ein (ab 1:06), spielt manchmal mit dessen eröffnender Tonwiederholung oder den prägenden Melodietönen. Doch erst im letzten Track wird es zu voller Größe entfaltet. Dieses eine Stück, trocken aufgenommen und vollgepumpt mit heroischem Pathos, verhindert denn auch, daß die Bewertung der Promo-CD vollends in den Zweipunkte-Bereich abstürzt. Davon abgesehen ist man bereits froh, wenn die aufdringlichen Synthesizer-Anteile vorübergehend aussetzen und den orchestralen Kräften das Feld überlassen. Das geschieht vornehmlich in der zweiten Hälfte der CD, die denn auch einige Hoffnungen bedient, ohne das Steuer noch herumreißen zu können. Als SWORDFISH-Grundversorgung reichen daher die Tracks 9, 10, 12, 14, 16 und 17.

Matthias  |  2002

 

SWORDFISH

Christopher Young

Promotional Release

62:47 | 17 Tracks