Star Wars – Episode II: Attack of the Clones

Review aus The Film Music Journal No. 29, 2002

Direkt nach dem Main Title, der nach altbekanntem Strickmuster geschrieben wurde, beschert uns Williams den musikalischen Höhepunkt von EPISODE II: ATTACK OF THE CLONES, nämlich Across The Stars, das Love Theme. Ein herrliches, mitreißendes Thema, das, wenn es mit vollem Orchestereinsatz gespielt wird, echte Leidenschaft versprüht und damit im deutlichen Gegensatz zum Film steht. Denn derartige Leidenschaft ist selbst mit gutem Willen zwischen Anakin und Padmé (respektive den Schauspielern Christensen und Portman) nie zu spüren.

Leider sind damit die Ideen des Altmeisters auch schon ausgeschöpft, wenn es um das Schreiben neuer Themen geht. Wenn Williams noch anno 1977-1983 mit Themen nur so um sich geworfen hat, setzt er die Hörer mit ATTACK OF THE CLONES auf Diät. Kein einziges neues Thema neben dem Love Theme bekommen wir zu hören. Stattdessen baut Williams hier und da mal Versatzstücke älterer Themen ein, sei es aus EPISODE I: THE PHANTOM MENACE oder der alten Trilogie (was übrigens dazu führte, dass einige voreilige Zeitgenossen aus den USA wilde Spekulationen darüber anstellten, ob Williams am Ende EPISODE II mit Musik aus den vorangegangenen Filmen unterlegt hat).

Am schwersten zu verdauen ist der dritte Track, Zam The Assassin And The Chase Through Coruscant, ein über 11-minütiges Actionstück, das eigentlich gar nicht so schlecht ist. Es hat Tempo, ist schmissig und die Idee, kodo-artige Percussion einzubauen, ist ziemlich passend und originell. Leider hat dieses Stück einen Makel, der all das verblassen läßt: immer wieder läßt Williams eine E-Gitarre zwischen dem Orchester herumjaulen. Das schlimme daran ist, dass es weder innerhalb der Musik für sich genommen funktioniert, noch im Film. Bei der Betrachtung der Jagdszene durch Coruscant am Beginn des Films fragt man sich permanent, was diese Gitarre da zu suchen hat. Leider ging dieser Versuch, besonders originell zu sein, arg in die Hose.

Der Rest des Scores schwankt immer wieder zwischen einigen ruhigen Momenten, in denen sich Padmé und Anakin näherkommen und die vom Love Theme leben und den in der Menge überwiegenden Actionpassagen, die zwar temporeich und hervorragend arrangiert sind, aber ein durchdachtes Konzept kaum erkennen lassen.

Oftmals erinnert nur das Arrangement an sich daran, dass es sich um eine STAR WARS Musik handelt. Und selbst wenn Sony die Abzocke von EPISODE I wiederholt und schon kurze Zeit später die so herrlich bescheiden betitelte Ultimate Edition in Form einer Doppel-CD herausbringt, darf bezweifelt werden, dass sich der musikalische Gesamteindruck von EPISODE II deutlich zum Besseren wendet. Denn im Film hatte man nicht den Eindruck, dass gerade die hochwertigsten Passagen auf dem Album fehlen. Bestenfalls könnte der nicht gerade deutlich zu Tage tretende rote Faden dieses Albums durch ein dem Musikschnitt des Films entsprechendes Re-editieren besser herausgearbeitet werden.

Im Übrigen hat sich Sony schon jetzt einen zweifelhaften PR-Gag ausgedacht. Da steht die Limited Edition (?) mit verschiedenen Covers und dem Bonus-Track On The Conveyer Belt dem „Standardalbum“ mit nur 13 Tracks und einheitlichem Cover gegenüber. Ob das nötig war?

Unterm Strich ist STAR WARS – EPISODE II: ATTACK OF THE CLONES ein solider Action-Score, den zu schreiben manch anderer Komponist gerne in der Lage wäre. Gemessen an dem, was Williams aber sonst schon für die Star Wars Saga geschaffen hat, kann man fast nur enttäuscht sein.

Klaus  |  2002

 

STAR WARS - EPISODE II: ATTACK OF THE CLONES

John Williams

Sony Classical

76:55 | 14 Tracks
Limited Edition