Michael Giacchino gehört zu den interessantesten Filmmusikkomponisten Hollywoods. Zudem – und erfreulicherweise – zählt er auch zu den meist Beschäftigten. Seit seiner fantastischen Musik zu John Carter (2012) – vom Film soll an dieser Stelle nicht die Rede sein –, die im März letzten Jahres veröffentlicht wurde, war es jedoch etwas still um ihn geworden. Nun meldet er sich mit seiner Musik zu Star Trek Into Darkness (2013) zurück, wobei er eine thematisch reichhaltige, kurzweilige Filmmusik liefert.
Wie der Film Star Trek Into Darkness an die Geschehnisse von Star Trek(2009) anknüpft, so setzt auch Giacchino seine filmmusikalische Erzählung aus dem 2009er-Hit fort. Dabei wurde die Musik – ähnlich James Horners The Legend of Zorro (2005), der Fortsetzung von The Mask of Zorro (1998) – durch die wiederholte Beschäftigung mit der für den Vorgängerfilm geschaffenen Filmmusik ausgegorener und in diesem Falle zudem auch essentiell reichhaltiger. Michael Giacchino lässt die markanten Themen aus Star Trek (2009) – das Kirk/Enterprise-Hauptthema, welches im 2009er-Film fast schon etwas penetrant dominant war, und das Thema für Spock – auch in Into Darkness aufspielen. Dazu gesellen sich ein neues Bösewicht-Thema sowie ein sehr emotionales Klavierthema. Beide Themen erklingen zum ersten Mal im fantastischen Stück „London Calling“, ein Highlight des Albums. Mit dem Bösewicht-Thema ist Giacchino ein äusserst eindrückliches und starkes Thema mit ausgeprägtem Ohrwurmcharakter gelungen, womit Into Darkness gegenüber dem anonymeren und weniger prägnanten Nero-Thema aus Star Trek einen entscheidenden Hörvorteil hat. Zu diesem Themen-Set gesellen sich einzelne Statements der Titelmelodie von Alexander Courage, effektvoll eingesetzte Chorpassagen (besonders im Stück „The Kronos Wartet“) und eine breite Palette exotischer und mitreissender Rhythmen.
Mit dem Einsatz dieser Ingredienzien verfährt Giacchino während dem Film ganz im Sinne der Leitmotivtechnik. Dies fällt besonders beim Bösewicht-Thema auf. Sobald dieser auf der Leinwand erscheint, über ihn gesprochen wird, er sich nähert oder eine seiner Handlungen sich ankündigt, spielt das Thema in irgendeiner Form auf der Tonspur – bedrohend, aggressiv, melancholisch oder unheilvoll aufziehend. Auch das Spock-Thema erklingt zwei, drei Mal punktgenau und höchst effektiv. Dabei ist es sehr schade, dass auf dem vorliegenden Album keine der Versionen des Spock-Themas, vorgespielt auf dem prägnanten Ehru-Instrument, enthalten ist. Wer sich dieses anhören will, muss auf das Album von Star Trek (2009) zurück greifen, oder auf das – mit wohl grosser Wahrscheinlichkeit früher oder später erscheinende – 2-CD-Set von Into Darkness warten (ähnlich der Release-Politik von Varèse im Falle von Star Trek(2009)).
Das Album zu Star Trek Into Darkness macht Spass. Mit Themenstatements in jedem Track ist es stets kurzweilig ausgestaltet. Die sehr dynamische Abmischung erfordert beim Hören des öfteren das Regulieren der Lautstärke. Dies müsste in solcher Ausprägung eigentlich nicht sein… So muss man ordentlich das Volumen hochschrauben, um die schönen Klaviermomente in „London Calling“ zu hören oder das melancholische Stück „Brigadoom“ voll geniessen zu können, nur um beim nächsten Action-Fortissimo sehr schnell wieder leiser zu machen (noch extremer und damit störend ausgestaltet bei Horners Troy (2004)). Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass einige ebenfalls sehr gelungene Musikmomente (noch) nicht offiziell veröffentlicht wurden, raubt der Gesamtwertung einen Smiley.
STAR TREK INTO DARKNESS Michael Giacchino Varèse Sarabande VSD-7198 44:09 Min. / 14 Tracks
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