Spacecamp (Intrada)

Einst zählte Spacecamp zu den gesuchtesten CDs in der Filmmusikwelt, inzwischen ist sie von Intrada selber gleich zwei Mal neu aufgelegt worden: 2010 in der Special Collection Reihe, limitiert auf 3000 Stück und nun in ihrer „normalen“ Listung als MAF CD, also unlimitiert. Die Preise werden wohl purzeln, wobei die Japan CD von 1992 bei Sammlern immer noch hoch im Kurs stehen dürfte. Unterscheiden tut sich inhaltlich keine der Scheiben, so entsprechen sie auch dem einstigen RCA Album (der letzte Score von John Williams, der damals nur auf LP veröffentlicht wurde).

Spacecamp ist ein John Williams Score aus dem Jahr 1986, was man ihm bestens und im besten Sinne anhört. Die Musik zu diesem Science Fiction Teenieabenteuer, in dem eine Gruppe Jugendlicher aus Versehen mit dem Space Shuttle ins All befördert wird, klingt frisch und erfrischend, die Orchestrationen sind unheimlich lebendig und voller Energie, eine locker flockige, orchestrale Arbeit mit einem Hauch Patriotismus versehen, wie man es von Williams erwarten darf. Weitaus mehr Schwierigkeiten hatte der Film, der nach der Katastrophe der Challenger, die kurz nach ihrem Start explodierte, beim Publikum kaum auf Anklang stiess – für die Marketingabteilung des Studios zweifellos eine harte Nuss. Williams nahm die Arbeit übrigens nur an, weil das geplante Peter Pan Musical von Steven Spielberg, das Jahre später als Hook und ohne singenden Pan verwirklicht werden würde, auf Eis gelegt wurde.

Williams besorgt die Mischung aus Science Fiction und Katastrophenfilm mit Themen und Motiven, die sich mehr mit der Umgebung und dem Abenteuer an sich befassen als mit Protagonisten (von denen es einige gibt, Klischees nicht ausgeschlossen). Interessanterweise erfährt als einziger Charakter im Film der Roboter Jinx, der am „Fehlstart“ schuld ist, ein eigenes Thema, zu hören in „The Computer Room“ und „Friends Forever“. Das Spacecamp Titelthema ist in „Main Title“ eher verhalten zu hören und wird gefolgt von der „Training Montage“ mit seinen Synthiefarben und Poprhythmen; wuchtiger und mitreissender kommt das Thema in „SpaceCamp“ vor, umschmückt mit einer Fanfare. Mit dramatisch couragierten Klängen etabliert Williams „The Shuttle“, ab ca 2:10 ist ein bekanntes Motiv, gespielt von den Hörnern, zu hören – bekannt deshalb weil man dieses geschäftige Motiv so aus Close Encounters of the Third Kind kennt. Auch für das All kreierte Williams ein Motiv, zu hören in „The Orbit“. Eines der aufregendsten Stücke ist „Re-Entry“ (so in U-Boot Filmen das Boot stets seine Maximumtiefe untertaucht, tun es Raketenfilme mit der Wiedereintrittsphase), typisch Williams.

An sich geht es in Spacecamp nicht um einzelne Themen – auch wenn das Hauptthema ohne jeden Zweifel ein prominentes ist – denn mehr um deren Verwobenheit und dem verspielten Ineinandergreifen der Orchesterstimmen, die Spacecamp faszinierender als andere Genrescores (Teeniefilme…) machen. Dazu die unvergleichliche Handschrift des Maestros. Ein Film wie Spacecamp darf sich glücklich schätzen eine derartige Filmmusik zu bekommen.

Und für uns Hörer: Wer mit Williams und Musiken wie Superman und Star Wars, E.T. und Raiders aufgewachsen ist, für den ist Spacecamp ein weiteres Bonbon.
Schade nur, dass hier wiederum lediglich eine Wiederauflage bereitgestellt wurde, eine Langfassung wäre wirklich eine schöne Sache gewesen. Aber was nicht ist, kann immer noch werden, man soll ja bekanntlich nie nie sagen im Filmmusiktum.

Phil, 5.1.2015

 

SPACECAMP

John Williams

Intrada MAF 7140

48:32 / 14 Tracks

 

 

 

 

 

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