Review aus The Film Music Journal No. 17/18, 1999
Eigentlich musiziert «nur» ein Quartet, doch die Werke sind sehr kraftvoll gehalten. Die Stimmungen wechseln oftmals. «Souvenirs De Voyage» präsentiert sich in drei Sätzen, vorgetragen vom Lyric Art Quartet, Houston. Komponiert 1967 gilt es als letztes konzertantes Werk von Herrmann. Inspirieren liess sich Herrmann im ersten Satz («Andante Pastorale – Allegro») – so berichtet das Booklet – unter anderem durch das Gedicht «On Wenlock Edge The Wood’s In Trouble» von A.E. Housman. Aufwühlend und sinnlich kommt dieser Satz daher, beginnt zaghaft und verhalten, wobei mir kurz VERTIGO durch den Kopf geistert. Einen Sonnenuntergang an der Irischen See könne man sich in «Berceuse», dem zweiten Satz vorstellen, schreibt Steven C. Smith im Beiheft. Mit Wiener Charme (!) beginnt für mich der letzte Satz, das «AndanteTranquillo quasi Barcarolla». Lieblich, romantisch wird hier musiziert (Streicher, Klarinette), ein sehr intimer, anderer Herrmann zum Kennenlernen.
In «Echoes» hat Herrmann Vergangenes aus seiner gescheiterten Ehe (1947) verarbeitet, versuchte seine damaligen Gefühle zu beschreiben. 1965 – wieder alleine nach einem weiteren Beziehungsbruch – begann Herrmann an «Echoes» zu komponieren. «Echoes» wirkt deprimierend, karg und ist dunkel gefärbt. Auf mich wirkt die Musik beinahe etwas distanziert. Herrmann zu «Echoes»: «Mehr und mehr fühle ich, dass ich vielleicht von gar keinem wirklichen, grossen Talent beherrscht bin. Es ist vielleicht nur ein Widerhall, ein Echo eines Talents».
Andreas Schweizer | 1999
SOUVENIRS DE VOYAGE / ECHOES
Bernard Herrmann
Varèse Sarabande
49:08 | 4 Tracks