Sostiene Pereira

Review aus The Film Music Journal No. 4, 1995

Nach einigen amerikanischen Grossproduktionen wendete sich Ennio Morricone wieder seinem Heimatland zu und schrieb nach LA NOTTE E IL MOMENTO nun die Musik für das in Portugal spielende SOSTIENE PEREIRA (1996, mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle als Zeitungseditor in Portugal während die Faschisten an der Macht sind – im Nachbarland Spanien herrscht Bürgerkrieg). Zwar schüttelt Morricone die Scores nicht so zahlreich aus dem Ärmel wie es Jerry Goldsmith zum Teil tut, doch ist nicht zu leugnen, dass Morricone zu den Vielbeschäftigten dieser Kunstform zählt.

Das Herzstück seines neuen Scores ist ein einfacher, markanter und schon fast ohrwurmartiger Rhythmus, der vorwiegend vom Schlagholz interpretiert wird. Dieser wird in «Il Simbolo» als Melodie verwendet, welche dann von anderen Instrumenten aufgegriffen und durch Zusätze ergänzt wird. In den meisten Kompositionen jedoch dient der Rhythmus als Fundament, auf dem Ennio Morricone dann mit einer spanisch (beziehungsweise portugiesisch) anmutenden, schönen Gitarrenmelodie und einemschwelgerischen, romantischen Thema aufbaut. Dabei versteht er es meisterlich, diese drei Bestandteile miteinander zu verschmelzen, was beispielsweise «Sostiene Pereira» und «Rotativa» belegen.

Einen ländlicheren und schon fast volkstümlichen Ansatz wählt der Komponist dagegen beim Gitarrenstück «Chitarre». Abgerundet wird der Soundtrack schliesslich durch zwei Lieder (insgesamt über 13 Minuten einnehmend), welche auf den oben beschriebenen Hauptmelodien basieren.

Keine süffigen Melodien vom italienischen Maestro, aber trotzdem ein guter Score.

Das rührige deutsche Label Caldera Records legte den Score 2020 erneut auf.

Patrick  |  1995

SOSTIENE PEREIRA
Ennio Morricone
Epic 480383-2
48:30 | 12 Tracks