Nach WAR GAMES haben die Drehbuchautoren Lawrence Lasker und Walter F. Parkes ein weiteres Script geschrieben, welches ebenfalls eine Geschichte aus dem Computer-Milieu erzählt: Ein russischer Mathematiker entwickelt ein universelles Dechiffrierungs-Programm, das alle Codes (Informationen) entschlüsseln kann. Damit diese Software greifbar ist, wird sie auf einen Mikro-Chip gespeichert, welcher wiederum (aus Gründen der Tarnung) im Gehäuse eines Anrufbeantworters landet. Versteht sich von selbst, dass die amerikanische Spionageabwehr den Kasten gerne hätte, wie auch diverse andere Organisationen; denn wer diese «Black Box» sein Eigen nennt, der hat Zugriff auf alle geheimen Daten der Welt. Soweit zum Plot. Rein mathematisch ist es natürlich Nonsens, da es im Prinzip unendlich viele Verschlüsselungs-Algorithmen gibt. Außerdem wären einer technischen Lösung – wie im Film gezeigt – enge Grenzen gesetzt durch Kompatibilitäts-Probleme und dem raschen Fortschreiten von Technik. Die Autoren sind sich der Schwäche dieser einfachen Idee bewusst gewesen und gaben dem Thriller daher eine komödiantische Note. Einige Späße sind im Film versteckt und erschließen sich einem nur, wenn man sich für Bits & Bytes interessiert. Aber immerhin: Die Mischung aus schwerpunktmäßigem Thriller mit komödiantischer Färbung funktioniert bestens. Hier haben Lasker und Parkes viel Fingerspitzengefühl bewiesen, um den sperrigen Plot mit Klamauk zu kaschieren.
Für die Entwicklung der musikalischen Ausstattung wurde James Horner eingekauft, der einen eingängigen Score abgeliefert hat. Die Musik ist insgesamt thematisch gelungen, erreicht aber kaum Höhepunkte – zumindest nicht was Action-Passagen angeht. Die Ursache ist darin begründet, dass das Thriller-Element durch die Komik verwässert wurde. Der Film hat zwar spannende Momente, aber ein stimmungsmäßiges Auf und Ab ist nicht möglich. So eignet sich die Musik gut zum Entspannen, wobei Action Cues schnell wieder an Ruhe gewinnen, bevor man als Hörer darauf reagiert. Ein Beispiel hierfür ist «The Hand-Off». Der Track schlägt zu mit einem basslastigen Klavierklang-Teppich und Percussion, verfällt aber innert Sekunden wieder in Ruhe, und tapst dank Holz-Schlagwerk dem Ende entgegen, ohne weitere Gefühlsinduktion.
Liebenswürdig und von vielen Horner-Kenner geschätzt, stellen sich die Main Titels dar. Ein Saxofon präsentiert das Hauptthema, untermalt von Partikel-Gesang, welcher wiederum reflektiert wird durch Holzschlagwerk. Das Gesagte gilt in der Wirkung auch für den Abschluss der CD «… And the Blind Shall See», nur wirkt die Musik hier frischer und tonaler – schließlich soll sie den Zuschauer mit einem angenehmen Gefühl aus dem Kino entlassen.
Insgesamt ist der Score jazzig und leger ausgefallen. So zu hören im dritten Cue «The Sneakers Theme», welches durch sein Saxofon- und Glockenspiel zur Gemütlichkeit einlädt. Horners Musik wird nie kompliziert. Er hat eine einfache, aber feine Musik beigesteuert, die ihren Dienst verrichtet, und den Zuhörer bei der Stange hält. Wie gewöhnlich streift der Komponist auch seine musikalische Vergangenheit; hier klingt beispielsweise ALIENS durch. Auch antizipiert er seine zukünftigen Arbeiten; APOLLO 13 – dieser baut komplett auf SNEAKERS auf – wird in diesem Zusammenhang auch in anderen Rezensionen gerne benannt. Dazu gesellt sich die Arbeit zu TITANIC, welche am besten in «Playtronics Break-In» – Track7 – zu erkennen ist. Das Saxofon klingt ähnlich wie die Uilleann-Pipes aus TITANIC, während harte marschmusikartige Klavier-Motivik an die raueren Cues erinnern («The Sinking»,»Death of Titanic»).
Nun, Musik ist Geschmacksache und Fakt ist, dass die Musik bei vielen beliebt ist. Was Horner abgeliefert hat, ist zwar funktional, aber nicht neu. Trotzdem ist die Musik – alleine schon wegen des Hauptthemas – empfehlenswert. Wer Goldsmith´s RUSSIA HOUSE oder Grabowskis LAST ORDER mochte, der wird mit SNEAKERS seinen Spaß haben, versprochen!
Oliver, 7.9.2019
SNEAKERS
James Horner
Columbia
48:24 Min.
10 Tracks