Skyfall

Seit John Barry durfte kein Komponist mehr als einmal ran an den Lieblingsagenten Ihrer Majestät. Mit Ausnahme von David Arnold. Arnold, der sich selbst als grosser Fan der Franchise bezeichnet, untermalte die letzten fünf Ausgaben. Nicht immer war das Resultat befriedigend, auch wenn Arnold immer versuchte, „bondig“ zu bleiben. Das gelang ihm mal mehr, mal weniger. Nun kam Arnold überraschenderweise nicht mehr zum Handkuss – ein Umstand, der die Filmmusikgemeinde doch etwas überraschte.

Zuerst verzogen sich die Gesichtsfalten als Sam Mendes als Regisseur für Skyfall angekündigt wurde. Irgendwie eine unvorstellbare Konstellation, 007 und Mendes (American Beauty, Road to Perdition). Als dann Thomas Newman als Komponist des neuen Bond-Abenteuers genannt wurde, kam ein fragendes Kopfschiefhalten dazu. Newman war, so kann man wohl sagen, ein Packagedeal: mit Ausnahme von Away We Go arbeitete der Komponist an allen Mendes Kinofilmen und der Regisseur wollte seinen Komponisten mit an Bord haben.

Ist Thomas Newman eine würdige Bond-Musik gelungen? Nein. Skyfallist nicht viel mehr als ein weiterer Eintrag in die unendlich vielen gesichtlosen Actionscores der letzten 10 Jahre, bloss mit der twangigen Bond-Gitarre hie und dem Blechblasmotiv da.

Newman setzt vor allem im ersten Teil auf Tempo und Lautstärke, Rhythmen, leider auch massig aus der E-Dose. Dieser moderne Actionsound, zu Beginn in „Grand Bazaar, Istanbul“ gepaart mit nahöstlichen Klängen, auf den Newman hier setzt, mag im Film unter schnellen Schnittfolgen und in den furiosen Craig/Actionmomenten funktionieren, auf CD ist er ein Ärgernis. Auch wenn Newman hie und da Bond-Referenzen einstreut, einige ruhigere Tracks durchaus angenehm anzuhören sind, die Scheibe wird nie zum Hörereignis. Dass keine Kohärenz entstehen kann, liegt auch an den 30 Tracks, die sich die 77 Minuten teilen müssen. So klingt Skyfall denn auch – wie ein zusammengeflickter Teppich, ein Stückwerk.
Es gibt eine Handvoll guter Momente in Skyfall. Dies sind insbesondere Newmans Verwendungen der Bondmotive, aber auch einige pfundig, pfiffige Blechbläser-Einsätze da und dort.

Davon abgesehen wäre es falsch zu sagen Thomas Newmans Skyfallwürde nicht „bondig“ klingen, Referenzen gibt es wirklich genügende. Nein, es ist diese perkussive Endlosschleife à la Bourne Identity & Co., die das Anhören so mühselig machen. Man stelle sich vor Thomas Newman hätte mehr klassisches Bondfeeling wie in „Breadcrumbs“ aufkommen lassen (Teil 1 ebenso wie Teil 2!), das Ganze weniger an modernen Rhythmen aufgehängt.

Der absolute Hammer negativerseits aber ist das Fehlen von Adeles wirklich toll gemachtem „un-Pop-ulärem“ Titelsong „Skyfall“! Der schaffte es weder auf die Scheibe noch auf den offiziellen Download (gut, ihn dort zuzusetzen ist kein Problem – aber ein Ärgernis nichtsdestotrotz). Wirklich schade, immerhin wäre der Song mit ein Grund gewesen, die CD doch noch einige Male anzuhören. Das Stück besitzt einen 60er/70er Verve, bondige Momente und erst noch ein Orchester im Hintergrund, wie oft ist das in kontemporären Liedern noch zu hören? Nicht schlecht, dieser kleine Ohrwurm. Und jetzt stelle man sich vor, man hätte das Songthema in den Score eingebunden!

Und so bleibt als Fazit eigentlich nur eines: enttäuschend!

Phil, 4.11.2012

 

SKYFALL

Thomas Newman

Sony Classics

77 Min. / 30 Tracks

 

 

 

 

 

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