Sinfonia Vaticana

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Filmmusik, Schauspielmusik, Hörspielmusik – zur Abwechslung mal Musik zu bewegten nichtbewegten Bildern? Richtig gehört! Es führen nicht mehr alle Wege nach Rom, weil man nun zuhause bleiben und die Schätze der ältesten Stadt auch auf Videobändern anschauen kann. Dokumentationen ohne Musik wirken angeblich immer emmentalerisch-löchrig, und so ist SINFONIA VATICANA die akustische Begleitung zu einem Streifzug durch die Gemäldegalerien des Vatikans.

Vorn auf dem CD-Cover grüßt Karol Wojtyla in seiner Verkleidung als Johannes Paul II. die Pantoffelkinogäste. Wie heilig soll es denn nun werden? Na ja. Stelvio Cipriani hat sich von Ennio Morricone dessen alternde Muse Edda dell› Orso geborgt, ausgeleierte Stimmbänder inklusive. So makellos wie in ONCE UPON A TIME IN AMERICA resp. IN THE WEST klingen ihre Darbietungen nicht mehr. Früher schwebte ein goldener Ton körperlos durch die Lüfte. Schon in Morricones NOSTROMO wabbelte es mehr, und dieser Trend setzt sich fort. Hätte sie sich doch nur 1983 einfrieren lassen, bis man ein Mittel gegen den Verschleiß gefunden hat – für einen Klonvorgang ist es zu spät.

Die Komposition von Cipriani? Abseits der Michelangelos und Raffaels nicht weiter erwähnenswert, plätschert fast eine Stunde zwischen fettreduzierter Orchestermakulatur und irrelevanten Morricone-Kopien hin und her; den Schluß der Einschlafhilfe bekommt man nicht mehr mit. Darf man vermuten, daß diese gewiß nicht billige, teilweise arg synthetisch klingende Aufnahme eines italienischen „Filmorchesters» mit der nächsten Papst-Epistel im Brieflasten zahlungswilliger Katholiken landet? Wofür heutzutage alles Geld ausgegeben wird…

Matthias | 2000

SINFONIA VATICANA
Stelvio Cipriani
CD-MDF
56:21 | 16 Tracks