Silver Bullet (Intrada)

Jay Chattaways SILVER BULLET war nach einigen Billigeimern für das Cannon Gefilde wie MISSING IN ACTION und INVASION U.S.A. des Komponisten erster «grösserer» Auftrag, immerhin für die damals recht mächtige De Laurentiis Familie.

Der Film basiert auf der Stephen King Novelle «Cycle of the Werewolf» und hat eine schwierige Produktion durchlaufen. Carlo Rambaldis eher bäriges Werwolfgeschöpf gefiel Dino De Laurentiis nicht besonders und plante zunächst alle Szenen, in denen das Monster nicht vorkommen würde, zu drehen. Noch in der Vorproduktion stieg Regisseur Don Coscarelli aus und wurde durch Dan Attias ersetzt. Am Werwolf Design wurde schlussendlich doch nicht mehr allzu viel verändert – dafür wurden einige Szenen mit mehr Slasher«qualität» aufgepimpt, um dem damaligen Trend gerecht zu werden. Der Film mit Gary Busey und Corey Haim (der 2010 39jährig verstarb) holte an den Kinokassen sein Budget von 7 Millionen US-Dollar beinahe in doppelter Form wieder ein.

Auch für Chattaway gab es gewisse Momente mit Adrenalinausstoss, etwa als De Laurentiis die Musik bei der Einspielung scheinbar nur mässig gefiel und er gewisse Kommentare landete, die Chattaway um seinen Job fürchten liess und als der Music Editor die Musikaufnahmen in einem Zug vergass – zum Glück tauchten diese wieder auf. Chattaways Score wurde etwas angepasst und eine zusätzliche Aufnahmesession angesetzt.

Chattaway, der sich selbst als melodiösen Komponisten bezeichnet, hat für Corey Haims Charakter, einen an einen Rollstuhl gefesselten Teenager, ein eingängiges, freundliches Thema für Blockflöte bzw. elektronischem Blockflötenklang geschrieben. Als Spannungsmotiv ist desöfteren ein leicht abgewandeltes «Dies Irae» Segment aus «Smphonie fantastique» von Berlioz zu hören, für den Werwolf selbst gibt es ein Zweinotenmotiv und Chattaway liess es sich nicht nehmen, Wolfsgeheul in seinen Score einzuarbeiten. Dazu gibt es einige zünftige orchestrale Actiontracks wie «The Ball Game and Chase» und «The Hunt». Aber auch unverkennbar den Mitte Achtziger zuzuordnende Synthesizerklänge durchziehen so manchen Track, ebenso wie rockig-popige Momente wie «Joyride» (wovon es gar eine Songversion gibt, die im Film aber nicht Verwendung fand). Spannungsstücke wie die erste Hälfte «Garage Presence» oder «Beat Outside» sind oft für atonale Streicher plus Synthesizer reserviert – hier ist meist auch das kurze Zweinoten-Motiv für den Werwolf zu vernehmen. Die Musik zu SILVER BULLET ist zweifellos ein Kind seiner Zeit, Scores wie sie heute so nicht mehr geschrieben werden und deshalb irgendwie auch sympathisch – trotz der eher gruselig unheimlichen Stimmung, die aber immer wieder von optimistischen Momenten durchbrochen wird.

1985 erschien bei Varèse Sarabande eine knapp 32 Minuten dauernde LP, die 2008 im Label eigenen Clubprogramm neu aufgelegt wurde. Die Intrada Special Collection CD präsentiert nun den gesamten 56 Minuten dauernden Score inklusive eines 20-Seiten-Booklets mit Liner Notes von John Takis.

Phil  |  04.03.2023

SILVER BULLET
Jay Chattaway
Intrada ISC
56:08 | 30 Tracks