Auch superheldenmüde? Falls ja… man muss sich ja nicht ansehen, was man nicht ansehen mag. So picke ich derzeit den ein und anderen Marvel- oder DC-Film raus und lasse diesen und jenen (BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER etwa…) halt links liegen. Man überlebt es 😉. Nicht unähnlich mache ich es mit den zugehörigen Musiken.
Nach der angenehmen Überraschung (weshalb ich auf die musikalische Fortsetzung doch gespannt war) mit Benjamin Wallfischs Musik zum ersten Film, SHAZAM! (2019), hat nun (da Wallfisch an der Kinoversion von THE FLASH arbeitete und für die Fortsetzung SHAZAM! FURY OF THE GODS nicht abkömmlich war) Christophe Beck übernommen, seinerseits durchaus Superhelden tauglich mit Kompositionen zu ANT-MAN (2015 – eine mehr als gelungene Musik) und dessen beiden Sequels sowie den Disney+ Serien WANDAVISION (2021) und HAWKEYE (2021). Da Beck durchaus stimmungsvolle Scores schreiben kann, wie eben zum 2015er ANT-MAN, war immerhin ein ganz leichtes Kribbeln beim Einlegen der CD vorhanden.
Was als Erstes auffällt: Beck kehrt nicht zum fantastischen Hauptthema des ersten Films zurück. Das ist wirklich schade – aus zweierlei Sicht. Zuerst war dieses eines der besten Hauptthemen im ganzen Superheldenfilmkarsumpel der letzten, sagen wir mal 10, 15 Jahre, zum Anderen fehlt so auch ein willkommener Bogen, der die beiden Filme musikalisch verbinden würde. Weshalb Beck verzichtete, Wallfischs Thema zu verwenden, entgeht mir, schade ist es aber auf jeden Fall. Selbst hat er ein ebenfalls feines, durchaus heroisches und eingängiges (neues) Hauptthema erschaffen, aber eben keinen Knaller wie Wallfisch. Schade.
Dafür, und das ist der Vorteil von Becks Score, zieht die Musik hier insgesamt aufregender und mit mehr Augenzwinkern und Spass an der Freud’ durch. Das Thema für Shazams Gegner(innen), den Töchtern von Atlas, kommt, einmal voll entwickelt, mit Chor und einer durchdringenden Mächtigkeit daher. Von diesen beiden Themen und einem Suspensemotiv lebt SHAZAM! FURY OF THE GODS und das ist auch gut so. Dazu kommen hübsche Stücke wie «Steve» oder eine gelungene bad guys (oder eben girls) Version in «Freddy over Heels», aber auch brachiale, manchmal epische Actionstücke, die durchs Band weg richtig gut gemacht sind, ausserdem weist die CD mit 60 Minuten eine nicht allzu überbordende Laufzeit auf – und das kommt der Musik insgesamt doch entgegen.
Fazit also: An Wallfischs wirklich feines Hauptthema des Vorgängers kommt Christophe Becks neues Thema nicht heran und ich wiederhole mich: Es ist schade, hat er dieses nicht weiterverwendet. In Sachen Score total nehmen sich Beck und Wallfisch nicht viel, sie sind beide besser als der Durchschnitt der musikalischen Superheldenmanifeste der letzten Zeit – und wenn man auch die Fortsetzung, aus dem einen oder anderen Grund nicht angucken mag – so dürfte man als Filmmusikhörer Lust haben wenigstens den Score zu SHAZAM! FURY OF THE GODS mehr als nur einmal durchzuhören. Oder?
Phil | 19.05.2023
SHAZAM! FURY OF THE GODS
Christophe Beck
Watertower
60:20 | 28 Tracks