Shadow Conspiracy

Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999

Mit gut getimter Laufzeit von fast einer Stunde ist diese Intrada CD ausgestattet. Präsentiert wird uns Bruce Broughtons Musik zu George P. Cosmatos’ SHADOW CONSPIRACY (1997). Mit Cosmatos arbeitete Broughton bereits in überaus überzeugender Art und Weise in TOMBSTONE (1993) zusammen, somit durfte man dem neuerlichen Zusammenkommen der beiden Künstler mehr als gespannt entgegensehen.

Charlie Sheen spielt den Präsidentenberater Bishop, der durch eine scheinbar zufällige Begegnung mit seinem ehemaligen Professor hinter ein umfassendes Komplott kommt. Nun sind die üblen Schergen hinter Bishop her. In weiteren Rollen sind Donald Sutherland, Linda Hamilton, Ben Gazarra und Stephen Lang zu sehen. Interessanterweise entstanden im selben Jahr zwei weitere Thriller, die das Weisse Haus als Gegenstand von Verstrickungen hatten: MURDER AT 1600 und Clint Eastwoods ABSOLUTE POWER. SHADOW CONSPIRACY hatte dabei aber das Nachsehen und bleibt bis heute ein wenig gesehener und selten ausgestrahlter Film.

Am besten umschreiben lässt sich der Score mit Bruce Broughtons eigenen Worten: Düster, kraftvoll und überaus energisch. Dabei setzt Broughton auf eine üppige Perkussionssektion mit sechs Musikern und energiegeladene Streicherarbeit gepaart mit wuchtigem Blech. Der grösste Teil der CD ist mit viel Suspense und Action garniert. Dass Broughton in diesem Bereich wahrhaftig meisterlich arbeitet, wissen wir mindestens seit PRESIDIO (1988) oder eben dem sackstarken Western TOMBSTONE. Um den Vergleich mit letzterer Filmmusik noch weiter zu strapazieren, seien Broughtons recht karge Benutzung des Titelthemas («To the White House/Main Title») sowie die Verwendung des Cimbaloms erwähnt (hier erstmals in «Georgetown Pursuit» zu hören). Auch die Verwendung des oftmals überraschend hereinbrechenden Schlagwerks (Tom Toms, Grand Cassa, Snares, etc.) ist nicht untypisch für Broughton. Die Sinfonia of London gibt hier übrigens wieder ihren Klangkörper unter Broughton zum Besten. «Goldsmith’isch» wird es mit den tiefen Klavier-Ostinati («Frank is Dead»). Ein Hauch der danach von einer Vielzahl eingesetzten «Conspirators»-Atmosphäre aus John Williams’ JFK (1991) ist in «A Secured Line» zu hören – ein Stück auf der CD heisst ironischerweise ebenfalls «The Conspirators». Nicht, dass jetzt ein falsches Bild entsteht: SHADOW CONSPIRACY ist eine durchaus originelle und originale, aber vor allem toll gemachte und mitreissende Musik. Viele der zunächst eindimensional wirkenden Spannungstracks entwachsen nach etwas gründlicherem Hinhören ihrer filmisch strukturierten Dramaturgie und entwickeln ein Eigenleben abseits des Films. Auch die Länge mit 57 Minuten passt, wer weiss, ob es nicht noch mehr gegeben hätte.

Kurzum, wer Spass an TOMBSTONE hatte, wird sie an SHADOW CONSPIRACY definitiv auch haben.

Phil, 1997

SHADOW CONSPIRACY

Bruce Broughton

Intrada

57 Min.
13 Tracks