Seven (Boot.)

Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999

Der Extremfall zeitgenössischer Filmmusikkomposition. Weiter entfernt von heiterer, melodiöser Begleitmusik kann kaum eine mehr genannt werden. Zum Start des Films SEVEN (bzw. SE7EN) erschien seinerzeit eine CD, die neben etlichen Songs und Klassikstücken auch zwei Tracks mit Shores Originalsoundtrack, zusammen 19:44 Min., enthielt. Die nun erschienene Schwarzedition nimmt sich Zeit für Shores finsterste Filmmusik.

Obgleich auf gleichen Prinzipien wie SILENCE OF THE LAMBS beruhend, dreht sich die Schraube hier noch weiter ins Gewinde ein, denn Shore verzichtet sogar auf die wenigen thematischen Elemente seines früheren Thriller-Scores. Und die Instrumentation wird zumal in den Höhenlagen geschärft, daß man manchmal Metall im Sonnenlicht blitzen zu sehen scheint. Andererseits gibt es auch hier die elektronisch verstärkten «Gärungsvorgänge» der tiefsten hörbaren Register, als habe sich die Hölle geöffnet und blase ihren Brodem nach oben; wohl keine ganz abwegige Wahrnehmung, bedenkt man die «Botschaft» des Serienkillers mit.

Shores Klangexperimente müssen bequeme Ohren abschrecken; wer jedoch in der passenden Stimmung ist, überlasse sich seinem Hörschicksal. Nach einer Stunde bleibt man garantiert verstört in irgendeiner Zimmerecke hocken. Eine Kindersicherung hätte bei dieser CD nicht geschadet.

2016 erschien bei Shores Eigenlabel Howe eine 61 Minuten Version des Scores.

Matthias |  1999

SEVEN
Howard Shore
Boot
61:17 | 25 Tracks