Mit David Hirschfelder hat ein interessanter ‚Neuling’ die Filmmusik-Szene Hollywoods betreten. Seine Musik zu Australia (2008) untermalte mit ansprechender Balance die epischen Bilder, wurde jedoch nie offiziell auf CD veröffentlicht (eine Schande wenn man betrachten muss, was von Bates, Tyler und Co. so alles mit Überlänge auf CDs gepresst wird). Auch für den visuell berauschenden The Legend of the Guardians: The Owls of Ga’Hoole (2010) komponierte Hirschfelder eine lupfige, kraftvolle Musik mit schönem Hauptthema. Nun kommt mit Sanctum (2011) seine nächste Arbeit und auch diese kann sich hören lassen, wenn sie auch unter ein paar Überlängen leidet.
Sanctum ist ein Abenteuerfilm für starke Nerven. Ein Höhlenkletterteam kommt in arge Bedrängnis, als ein heranziehender Sturm die Höhlen zu fluten beginnt. Man hat also exotische Schauplätze, mysteriöse Lokalitäten und jede Menge ‚berauschende’ Action. Hirschfelder bekam die Gelegenheit für ein voll besetztes Sinfonieorchester zu komponieren und diese schöpft er auch aus.
Besonders die erste Albumhälfte vermag mit schönen Themen und Ideen, wenn auch nicht in Ausgeburt an Originalität, zu gefallen. A Sacred Place eröffnet mit viel Lokalkolorit, exotischen Flöten und afrikanischem Gesang. Das war aufgrund der Filmbilder und –story irgendwie zu erwarten, daher auch wenig überraschend und originell, aber effektiv. Interessanter wird es mit Espiritu esa ala. Hier präsentiert Hirschfelder das Hauptthema, ein schwungvolles, feel-good-Abenteuerthema. Vom Gefühl her irgendwo zwischen Vertical Limit (2000) und Dinosaur (2000). Perkussion und Streicher begleiten in Staccato-Rhythmen ein schönes Thema für Blechbläser, welchem sich ab und an der Gesang zur Seite stellt. Dass dieses schwungvolle Stück auf einer nachdenklichen Note enden muss, war wohl ebenfalls absehbar (die üble Vorahnung).
The Doline und The Dive spielen mit diesen eingeführten Themen und musikalischen Motiven und halten die unbesorgte Laune noch etwas hoch, doch mit Saint Judes Cathedral beginnen die sprichwörtlichen Gewitterwolken aufzuziehen. Dieser sich anbahnenden Bedrohung verleiht Hirschfelder die Stimme einer etwas nervösen E-Gitarre. Ab Listen! The River is Returning und Flow Stone Falls übernimmt überwiegend das Action-Scoring. Dieses ist zwar an sich fein komponiert und kraftvoll (verzichtet auch auf unsägliche drum loops), schafft es jedoch nicht, das Interesse des Hörers ohne Unterbrüche geweckt zu halten. Besonders Through the Restriction dümpelt sieben Minuten vor sich hin. Mit Down to a Sunless Sea und Are we Home Yet?klingen wieder ruhigere, melancholische Klänge an. Das Album endet mit der gelungenen Sanctum Suite (dürften wohl die End Credits sein).
Fazit: Grundsätzlich ist Hirschfelder mit Sanctum eine unterhaltsame Filmmusik mit kraftvollen Passagen gelungen. Der Hörgenuss kann mit rausprogrammiertem Schmälern der zweiten Albumhälfte jedoch noch ganz ordentlich gesteigert werden.
SANCTUM David Hirschfelder Varèse Sarabande 67:14 Min. / 18 Tracks
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