Rounders

Review aus The Film Music Journal No. 17/18, 1999

Drei Stilebenen kennzeichnen Christopher Youngs Schaffen seit jeher, wobei die meisten Partituren mehrere von ihnen verzahnen. Da ist zunächst die unbändige Probierlust, welche sich – am extremsten in THE VAGRANT – in immer neuen Klangexperimenten niederschlägt. In materialer Hinsicht läßt er sich da von der Musique concrete füttern. Zweitens gibt es die Vorliebe für den Jazz und extrovertiertes Laissez-faire, eine Tendenz, die in den letzten Jahren mehr und mehr zum Vorschein kam und auch ROUNDRES stark prägt. Als deren Gegenpol dann aber die dritte Ebene: eine rückwärtsgewandte, zu den eigenen Wurzeln strebende, introvertiert-emotionale Ausdrucksweise, verkörpert in Kirchenchorälen, Orgelstücken, ausgedehnten Klangfeldern und schlichten Klavierfiguren, zum Markenzeichen Youngs geworden.

Die Verbindung von Minimalismus, hellgestimmter Jazz-Idiomatik und unbeschwerter Experimentierfreude tritt selten vollständig auf. In ROUNDERS fehlt letztere weitgehend, natürlich auch aufgrund des Sujets. Doch die jähen Umschläge vom Club-Jazz zu romantisch verschatteten Stücken erfordern vom Zuhörer entweder bewußte Anteilnahme oder eine entsprechende Programmabfolge in zwei neu koordinierten Suiten. Auch dann erhält man nicht Youngs inspirierteste Filmmusik, aber immerhin eine leidlich interessante Abfolge routinierter Kompositionen, deren Einstieg noch einmal an die in Sammlerkreisen unterschätzte Monroe-Ballade NORMA JEAN AND MARYLIN erinnert.

Matthias  |  1999

ROUNDERS

Christopher Young

Varèse Sarabande

43:24 | 21 Tracks