Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997
Der junge, deutsche Komponist Dieter Schleip hat nach mehreren Jahren Fernsehtätigkeit (u.a. FAUST, SK-BABIES) mit ROULA – DUNKLE GEHEIMNISSE (1995) von Martin Enlen einen faszinierenden, orchestralen Score für einen leider wenig erfolgreichen Kinofilm abgeliefert.
Schleips Musik ist mehrheitlich melodiös und von den Charakterthemen geprägt. Als besonders einprägsam sind da wohl Tanjas Thema in „Die Narbe“ und das schöne Titelstück „Roula“ zu umschreiben. Leider sind gerade diese musikalisch sehr überzeugenden Momente mit Spielzeiten von knapp einer und eineinhalb Minuten zu knapp, was einer vollständigen Entfaltung der Themen natürlich im Wege steht. Das ist aber zweifelsohne nicht der Fehler des Komponisten, der sich ja schliesslich und letztendlich der Handlung und Szenerie des Filmes unterzuordnen hat.
Eingespielt mit einem 36-Mann starken, tschechischen Orchester beschränkt sich Schleips Orchestration vor allem auf Streichinstrumente, Holzbläser und Klavier, wobei er desöfteren reizvolle Solopassagen für Cello oder Oboe („Leon & Roula“), Flöte oder Violine einwebt. Als etwas monoton empfand ich die düsteren, unheilvollen Tracks wie „Der Schänder“ oder „Parallelmontage“, die als reine Klangvergnügen halt doch recht wenig bieten. Überhaupt bleibt Schleips Musik in den beklemmenden Passagen sehr zurückhaltend, was aber wiederum vom Film abhängig ist. Trotzdem hätte ich mir als Zuhörer etwas mehr Bewegung in diesen stark atmosphärisch geprägten Stücken gewünscht, die zudem noch zu den zeitlich längeren zählen.
ROULA ist ein wirklich gelungener Score. Gerade in den melodischen Momenten vermochte mich Schleips Musik enorm anzusprechen (man höre sich nur schon den Track «Sauna/Tanja & Leon» an!). Schön wäre es auf jeden Fall, mehr von diesem Komponisten zu hören, der der deutschsprachigen Filmmusikszene gut tut.
Phil | 08-1997
ROULA - DUNKLE GEHEIMNISSE
Dieter Schleip
Coloseum
37:54 | 16 Tracks