Review aus The Film Music Journal No. 18/19, 1999
Wenn ich meinen von THE RUSSIA HOUSE (1990) verwöhnten Ohren glauben darf, so dürfte es sich bei einem der auffälligeren Leadinstrumente in Elia Cmirals RONIN (1998) um ein Duduk handeln, ein Holzblasinstrument östlicher (armenisch-georgischer) Abstammung. Jerry Goldsmith, der in dem eingangs erwähnten Film nebst dem Sopransax eben auch diesem Instrument Platz einräumte, war zunächst als Komponist dieses John Frankenheimer Films angekündigt, trat aber, wohl aus Termingründen von diesem Engagement zurück. Der Regisseur versammelt um den Star, Robert De Niro, tatkräftiges Schauspielmaterial: Jean Reno, Stellan Skarsgård, Sean Bean, Michael Lonsdale, Jonathan Pryce und Natascha McElhone. Der Heist-Movie war eines der überraschenden Filmreignisse des Jahres und trumpft mit spektakulären (und echten!) Autoverfolgungsjagden und einer ganz guten Story auf.
Der aus der damaligen Tschechoslowakei nach Schweden geflüchtete, bislang eher unbekannte Elia Cmiral hat in USA an der USC Filmmusik studiert. Später kehrte Cmiral wieder nach Schweden zurück. Anstelle Goldsmiths eingesprungen, beschert er uns hier auf einer mehr als einstündigen CD einen überraschend gelungenen, modernen und temporeichen Actionscore orchestraler Natur mit vielerlei rhythmischer Unterstützung aus der elektronischen Abteilung. Das nimmt ab und an, auch wenn es etwas gesucht ist, Dimensionen à la James Newton Howard und hie und da auch Eric Serra an. Es sind dann meistens auch diese und die auf Spannungsaufbau bedachten Stücke, die RONIN wirklich hörenswert machen. Weniger attraktiv sind die emotional geprägten Stücke wie «Passage», in denen Cmirals Musik gar tief in die herzerweichenden Gefühlsflitter abtaucht und dahinschmilzt. Das «Ronin Theme» hingegen, eben mit seinen sentimentalen Dudukklängen, lässt einen nicht so schnell wieder los und der Abtaucher in diese Emotionswelt geht hier durchaus in Ordnung.
RONIN ist sicher für Fans guter Thrillermusik von Interesse, denen die CD guten Gewissens empfohlen werden kann – wenngleich 66 Minuten Tempo und Action bewältigt werden müssen. Man darf auf mehr von Elia Cmiral gespannt sein.
Phil, 1999
RONIN
Elia Cmiral
Varèse Sarabande
66:19 Min.
26 Tracks