Rollercoaster

Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002

Gerne wird dieser Streifen von 1976 in einem Atemzug genannt mit all den inflationär erschienenen Katastrophenfilmen jener Dekade. Das trifft jedoch höchstens zu in Bezug auf das Sensurround-Verfahren (die Zuschauer kriegten das grosse Schütteln nicht nur wegen der Filme, sondern auch durch vibrierende Kinosessel), in dem er gedreht wurde, doch ansonsten setzten die Autoren Link und Levinson – die geistigen Väter von COLUMBO, Peter Falks Paraderolle als schrulliger Cop des Morddezernats – mehr auf das spannende psychologische Schachspiel zwischen einem Attentäter (Timothy Bottoms) und einem Sicherheitsbeamten (George Segal) als auf vordergründige Effekte.

Müsste man einen Score nennen, der die ganze musikalische Bandbreite von Lalo Schifrin demonstriert, käme ROLLERCOASTER ganz bestimmt in die engere Auswahl. Wie ein Rummelplatz, bietet auch diese Musik praktisch für jeden etwas, und gerade wegen diesem Vergleich stört die Stilvielfalt hier nicht so sehr, wie sie das bei einem anderen Sujet vermutlich tun würde. Es gibt Themen, die den Hörer sofort in die Seventies zurückfallen lassen, es gibt Dixieland und anderen Jazz und all die Karussell- und Vergnügungsparkmusik (ganz herzig: „Children’s Ride“), die als Geräuschkulisse für den Rummelplatz dienen. Ein melancholisches Flügelhornthema porträtiert den Beamten Harry und für den jungen, namenlosen Attentäter steht das Movement eines (fiktiven?) Streichquartetts; ein darin vorkommendes Zweitonmotiv speist sämtliche Spannungstracks des Scores. Diese mögen daher trotz einiger wirklich haarsträubender Momente als reines Hörerlebnis ein wenig eintönig sein, verfehlen im Film jedoch keinesfalls ihre effektvolle Wirkung.

Der besondere Track: “Calliope of Death”. Der Walzer eines Karussells, für das man besser keine Fahrkarte löst, mit einem aufspielenden Leierkastenmann, dem man lieber nicht begegnet.

Andi  |  2002

ROLLERCOASTER
Lalo Schifrin
Aleph 021
50:41 | 20 Tracks