Rogue One: A Star Wars Story

Rogue One: A Star Wars Story (2016) dürfte der meisterwartete Film des Kinojahrs 2016 sein und die Musik dazu von Michael Giacchino die ebensolche Albumveröffentlichung für die Filmmusikgemeinschaft. Das Ergebnis fügt sich harmonisch ins Star Wars-Musikuniversum ein. Zitate der berühmten Williams-Melodien tragen hierzu natürlich entscheidend bei. Sowie der Film der bis dato dunkelste und actiongeladenste Star Wars-Teil geworden sein soll, so ist auch die Musik mehrheitlich krachend, laut und furios ausgefallen. Das Star Wars-Erbe von John Williams schwingt in jedem Stück mit – sei es thematisch oder aufgrund der charakteristischen Orchestration für die scharfen Bläser und die Perkussion. Was dem Album fehlt, ist der ausladende musikalische Enthusiasmus für nicht nur ernstes, sondern auch spassiges und verzückendes Abenteuerkino – Momente mit hell-leuchtenden Klangfarben und (kindlicher) Aufregung fürs fantastische Weltraum-Vergnügen; Knaller-Vorfreuden à la der Titelmusik von Williams für die Episoden I (1977) bis VII (2015) oder das Star Trek-Hauptthema (2009–2015) von Giacchino für die Reboot-Filme von JJ Abrams.

In Anbetracht der Tatsache, dass Michael Giacchino für das Komponieren der Musik für Rogue One: A Star Wars Story nur viereinhalb Wochen Zeit hatte, nachdem er zu „später Stunde“ an die Stelle des umtriebigen Filmkomponisten Alexandre Desplat wegen terminlicher Unwegsamkeit nachrücken durfte/konnte, ist das Ergebnis sehr beeindrucken ausgefallen. Giacchino liefert eine respektvolle Balance zwischen Themenzitaten und Orchestrationen von Williams, kombiniert mit neuen Themen und seiner eigenen Handschrift. Aus dem Star Wars-Oeuvre von John Williams zitiert Giacchino das Dunkle Macht-Thema (in Trust Goes Both Ways, Rogue One, Scrambling the Rebel Fleet und Hope), den Imperial March (in Krennic’s Aspirations und Hope), das Thema von Luke Skywalker (in Scramblingthe Rebel Fleet) und die Rebellen-Fanfare (in AT-ACT Assault). Neben diesen offensichtlichen und im Booklet aufgeführten Themenzitaten werden die geschulten Star Wars-Ohren weitere Anlehnungen an Williams’sche Kompositionen ausmachen können. Das Rogue One-Musikuniversum erhält aber auch Giacchino-eigene Themen zur Seite gestellt. Hier wären das Thema für die Hauptprotagonistin, Jyn Erso’s Theme, das Hope-Thema (an das Main Theme/Luke’s Theme angelehnt) und den an den Imperial March angelehnten Marsch für Orson Krennic zu nennen. Zudem komponierte Giacchino ein Thema für Chirrut Îmwe, welches jedoch erst mit dem letzten Stück, Guardians of the Whills Suite, wirklich zum Vorschein kommt. Diese thematischen Eckpfeiler verwebt er mit den Williams-Themen nicht selten in beachtlicher und sehr kompakter Form, woraus sich ein komplexes, dichtes Hörerlebnis ergibt. An dieser Tatsache, dass er im Rahmen der auf dem Album präsentierten Musik so viele Ideen zusammenführt, ergibt sich indessen ein über die ganze Länge betrachtet etwas erschöpfendes Hörerlebnis, während dem man für ruhigere Passagen à la Star-Dust und Your Father Would Be Proud dankbar ist.

Fazit: Mit Rogue One: A Star Wars Story ist Komponist Michael Giacchino eine wirklich beachtliche Filmmusik gelungen. Der Zeitdruck muss enorm gewesen sein und die Erwartungen gigantisch. Reüssiert hat er jedoch allemal. Dass das Ergebnis letztlich dann doch ein etwas weniger attraktives Hörerlebnis darstellt, als es Wiliams mit seinen Arbeiten für die Franchies gelungen ist oder auch als andere Arbeiten von Giacchino selbst (bspw. Jupiter Ascending (2015) oder Tomorrowland (2015)), liegt am durchgehend bedrückenden, krachenden Ton dieser Musik und dem Ideen-Overload während dem knapp 70-minütigen Album. Hierfür kann man Giacchino jedoch keinen Strick drehen, denn für etwas überschwänglichere, euphorische Abenteuermomente scheint der Film keinen Platz zu bieten und die beachtliche Konzentration an Themen, Motiven und knackigen Action-Stücken spricht Bände für Giacchinos handwerkliches Geschick. Dennoch wird dieses Album (in meinem Falle) in kompletter Form kaum viele weitere Umdrehungen im Player machen. Stattdessen wird die Auswahl von A Long Ride Ahead, When Has Become Now, Scrambling the Rebel Fleet und das berührende, mitreissende und kraftvolle Finale aus Your Father Would Be Proud, Hope, Jyn Erso and Hope Suite, The Imperial Suite und Guardians of the Whills Suite als verkürzte Zusammenstellung auch für künftige Hörmomente attraktiv sein.

Basil, 22.12.2016

 

ROGUE ONE: A STAR WARS STORY

Michael Giacchino

Walt Disney Records

69:28 Min. / 21 Tracks

 

 

 

 

 

Kommentar hinterlassen

Schreib einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .